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Die Kirche geht mit der Zeit

Dass man sich nicht mehr nur dem Heiligen Geist verbunden weiß, sondern aufs Innigste sich auch dem Zeitgeist andient, stellt die Kirche täglich unter Beweis. Hier im altehrwürdigen Dom zu Xanten ist neben dem historischen steinernen Weihwasserbecken (rechts) ein moderner Weihwasserspender unserer Tage (links) zu sehen. Auch Kulte wandeln sich. Doch der Drang, sich gegen das Böse zu wappnen, bleibt bestehen. An die Stelle der Dämonen früher Zeiten sind nun Krankheitserreger getreten. Desinfektion ersetzt das Gebet. Foto: Lutz Meyer

Kalksteinbruch bei Rheine

Nicht jeder alte Steinbruch hat ein so hinreißend schroff-unheimliches Gepräge wie der renaturierte Diabas-Steinbruch von Wolfshagen. Der ehemalige Kalksteinbruch bei Rheine wirkt in seiner terrassenartigen Abstufung fasst anmutig. Schön auch das bei hohem Sonnenstand türkisfarben schimmernde Wasser. Wie gern wäre ich an diesem heißen Sommermorgen in die kühlen Fluten eingetaucht. Doch leider täuscht der Eindruck: Was hier so einladend frisch aussieht und landschaftlich an manche Karl May-Filme aus den 1960er Jahren erinnert, ist dem Publikumsverkehr leider verschlossen. Zwar führt ein…

Steinfischerei

Unter den inzwischen mehr oder minder ausgestorbenen Berufen verdient der des Steinfischers besondere Aufmerksamkeit. Der Steinfischer fischt keine Fische und er nutzt auch weder Netz noch Angel, sondern er fischt tatsächlich Steine und bedient sich dabei der zangenartigen Greifarme eines Baggers. Deswegen spricht man auch von Steinzangerei. Bei der Steinfischerei ging es darum, Findlinge vom Grund zu bergen, um sie in Hafenanlagen, Molen und Küstenschutzanlagen zu verbauen: der See abgerungen, um vor der See zu schützen. Ökologisch nicht korrekt Weil…

Das Beil und sein Zauber

Unsere Vorfahren waren vorbildlich: Was sie vor Jahrtausenden zur Bewältigung ihres Alltags erschufen, war nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern erwies sich auch als außerordentlich wertstabil. Steinbeile etwa haben bis in die Jetztzeit Konjunktur. Heute erzielen sie unter Sammlern hohe Preise und sind als museale Objekte geschätzt.

Standhalten!

Passend zu den Rauhnächten und zum Jahreswechsel: Dieser Nachbau eines germanischen Zentralheiligtums namens Irminsul steht nahe beim Ort Irmenseul auf dem Romberg. Der Nachbau ist streng genommen eine Neuinterpretation, denn er fügt zwei uralte heilige Symbole zusammen: das Radkreuz (in dieser Form das Wappen der Gemeinde Irmenseul) und die Säule (hier dargestellt durch einen Eichenstamm). Das Radkreuz oder Sonnenrad steht für die vier Jahreszeiten und damit für den ewigen Kreislauf des Lebens. Die Irminsul selbst symbolisiert den Weltenbaum aus der…

Der Kreislauf des Lebens

Die Großsteingräber aus der Trichterbecherkultur (hier die großen Sloopsteene bei Wersen) sind jungsteinzeitliche Begräbnisstätten, Wohnsitze für die Ewigkeit. Kleinere Megalithgräber mit weniger Tragsteinen und Deckplatten, die nicht als Ganggrab angelegt sind, sondern nur aus einer Kammer bestehen, heißen auch Dolmen. In der Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen von Christian Rätsch fand ich im Kapitel über psychoaktive Pilze einen Hinweis auf die Dolmen im südindischen Kerala. Weil die Dolmen pilzförmig aussehen (was man auch an den nordischen Dolmen beobachten kann), heißen sie…

Wer oder was lebt hier?

Manche Bilder sagen einem gar nichts. Andere hingegen sind außerordentlich vielsagend. Selbst und vielleicht gerade dann, wenn auf ihnen nur ganz wenig zu sehen ist – und sie mehr verbergen als zeigen. So wie dieses Bild, auf einem Nachtgang aufgenommen in Neustadt/Holstein. Ich weiß nicht, was es mit diesem Gebäude, das womöglich niemals bessere Tage gesehen hat, auf sich haben mag. Aber es regt meine Phantasie an. Also: Was mag hinter diesen Mauern aus Backstein stattfinden? Wohnt dort ein namenloses…

Steinerne Mauern und andere

Im Stadtmuseum Münster befinden sich einige detaillreich ausgeführte Modelle, die dem Besucher die Entwicklungsstufen der Stadt Münster seit ihren allersten Anfängen im 9. Jahrhundert bis hin zur Nachkriegszeit sehr anschaulich vor Augen führen. Eines meiner Lieblingsmodelle ist das von 1533 – also kurz bevor die Wiedertäufer über die Stadt hereinbrachen. Mauern geben Sicherheit gegenüber dem Außen Es zeigt eine Stadt, die von Wassergräben und doppelten Steinmauern mit Bastionen, Türmen und Toren umgeben ist. Eine solche Stadt ist Sinnbild des Abgeschlossenen…

Wer erbaute Stonehenge?

Die im Titel formulierte Frage lässt sich mit einem Wort beantworten: Ich. Jawohl: Ich habe Stonehenge erbaut - und das sogar an nur einem einzigen Nachmittag. Zwar nur im Maßstab 1:135, doch immerhin recht detailgetreu: ein jeder Stein steht - lediglich ein wenig verkleinert - dort, wo er stehen muss. Das Modell zeigt Stonehenge nicht in seinem heutigen ruinösen Zustand, sondern so, wie das Original vor vielleicht rund 4.000 bis 4.500 Jahren ausschaute: Alle Steine sind noch vollzählig da. Ein…

Mach was daraus oder lass es lieber

Ruinen zeugen vom Niedergang. Der Niedergang verweist auf etwas, was mal größer, auf jeden Fall aber präsenter war als es heute ist. Burgruinen etwa erzählen etwas von alten Rittergeschlechtern. Kirchenruinen von Zeiten, die dem gottesfürchtigen Leben näherstanden als unsere Tage. Bau- oder Investitionsruinen vom kreisenden Pleitegeier. Steht man vor einer Ruine, stellt sich nicht nur die Frage nach der Vergangenheit, sondern immer auch die nach der Zukunft. Soll man das alte steinerne Gemäuer womöglich komplett abreißen, um Platz zu schaffen…