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Not macht erfinderisch

Corona sorgt für Langeweile. Alle Apps haben längst ihren Reiz verloren, alle Brett- und Kartenspiele sind gespielt, alle Puzzles sind gelegt. Der Bücherstapel ist durchgeackert, die Glotze aus Verdruss stillgelegt. Spazieren waren wir auch schon öfter und die Ostereier wurden vor Tagen bereits versteckt. Was also tun? Befassen wir uns doch mit dem Nächstliegenden. Mit Klopapier zum Beispiel. Nicht etwa zu profanen und ethisch verwerflichen Zwecken des Hamsterns und Hortens wie die meisten Menschen heute, sondern um aus einer einzigen…

Sternstunden

Auf meiner Runde durch Wald und Feldflur heute früh kam ich an einem Stapel unlängst gefällter Fichtenstämme vorbei. Erfreut mich sonst bei frisch gesägtem Fichtenholz vor allem der harzige Duft, wurde heute auch noch das Auge angesprochen. Mein Blick fiel auf diese ganz außergewöhnliche symmetrische Prägung auf der Schnittfläche, die an einen versteinerten Seeigel erinnert. Doch wie kommt so etwas zustande? Vermutlich sind es Astansätze in perfekter Geometrie - die Natur als Künstler. Mitunter führen auch Holzstrahlen (Woodrays) zu spektakulären…

Zeig mir deinen Hausaltar

In fast jeder Wohnung findet sich ein kleiner Hausaltar – eine Art Schrein, in dem Dinge verwahrt werden, die meist keinen besonderen materiellen Wert darstellen, aber in den Augen ihres Besitzers der Aufbewahrung und besonderen Präsentation für würdig erachtet werden. Neben Bildern von Freunden oder Angehörigen stößt man hier vielleicht auf Steine, Muscheln, Glücksbringer, Postkarten, eine Urkunde oder eine Medaille, eine alte Münze oder eine getrocknete Blume, ein Kinderspielzeug oder einen Weinkorken, der an einen längst vergangenen Abend erinnern mag.…

Mach was daraus oder lass es lieber

Ruinen zeugen vom Niedergang. Der Niedergang verweist auf etwas, was mal größer, auf jeden Fall aber präsenter war als es heute ist. Burgruinen etwa erzählen etwas von alten Rittergeschlechtern. Kirchenruinen von Zeiten, die dem gottesfürchtigen Leben näherstanden als unsere Tage. Bau- oder Investitionsruinen vom kreisenden Pleitegeier. Steht man vor einer Ruine, stellt sich nicht nur die Frage nach der Vergangenheit, sondern immer auch die nach der Zukunft. Soll man das alte steinerne Gemäuer womöglich komplett abreißen, um Platz zu schaffen…

Sturm zieht auf: Tugend, Tat und Terror mit Ökosiegel

Es war einer jener sonderbaren Augenblicke der an Absonderlichkeiten nicht eben armen Menschheitsgeschichte, als der Mensch plötzlich sein Herz für die Natur entdeckte und sich zu ihrem Anwalt und Interessenvertreter aufschwang. Er tat dies, nachdem er selbst Jahrhunderttausende ein Opfer der Natur gewesen war – ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, immer in Gefahr, einem wilden Tier, Pestilenzen aller Art, einem reißenden Strom oder schlicht den Launen des Wetters zum Opfer zu fallen. Doch dann hatte sich die Sache gedreht.…

Ins Gras beißen

Die schlichter gestrickten unter den Vegetarieren und Veganern glauben tatsächlich, den Stein der Weisen gefunden zu haben: Einfach Weidefläche in Anbaufläche umwandeln und schon klappt das mit der Welternährung – ganz ohne Tiere, ganz ohne durch rülpsende und furzende Viecher freigesetztes Methan, ganz ohne  Klimawandel und mit ganz viel gesunden Feldfrüchten für alle.

Der Glückspilz. Oder: Das wahre Fest der Liebe.

Normalerweise schätzt zur Pilzsaison sich glücklich, wer Steinpilze oder andere erlesene Speisepilze findet. Doch als eigentliche Verkörperung des Glücks gilt der Fliegenpilz. Als sprichwörtlicher Glückspilz neben dem vierblättrigen Kleeblatt, dem Hufeisen, dem Glücksschwein und dem Schornsteinfeger ist er eines der traditionsreichsten Glückssymbole unserer Breiten. Woher das kommt?

Hol Stein? Besser nicht in Holstein!

Was die wenigsten Geschiebesammler wissen: Das Wassergesetz des Landes Schleswig-Holstein untersagt (§ 78 Absatz 1) dem Strandbesucher doch glatt die Mitnahme von Steinen (im Wortlaut: von "Sand, Kies, Geröll, Steinen"). Zumal an Steilküsten, wo vor allem die dicken Dinger aber auch das zu Kiesbänken angehäufte Geröll als Wellenbrecher den heranbrausenden Wogen die Kraft nehmen und so die Steilküsten schützen sollen. Hinzu kommt, dass Steilufer Landschaftsschutz- oder Naturschutzgebiete sind, wo die Entfernung von Steinen aus Gründen des Biotopschutzes verboten ist. In…

Loblied der Mauer, zweite Strophe

Unlängst sang ich hier mein Loblied der Mauer als Eingrenzung des Eigenen und notwendige Voraussetzung für die Persönlichkeitsbildung, als Schutz und Hege des Menschlichen. Doch eine Mauer ist nicht nur Grenze, sie ist auch Lebensraum. Je älter sie ist, desto mehr wird sie von Pflanzen und Tieren als Rückzugsraum, als Brutstätte oder auch als Jagdrevier entdeckt. Doch selbst eine frisch aufgeschichtete Trockenmauer wird binnen weniger Wochen zum Biotop.