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Naturschliff

Steinkugeln und Meerglas heben eine Gemeinsamkeit: Beides ist durch natürliche Schleifprozesse zu dem geworden, was es heute ist. Die Steinkugeln erlangten ihre Form durch langes Rotieren in Gletschermühlen der letzten Eiszeit. Das Glas erhielt seine wunderbar samtige Oberfläche durch ewiges Hin und Her in Sand und Wasser. Beides ist zumindest in unseren Breiten selten geworden: Die eiszeitlichen Gletscher haben sich vor 12 bis 15.000 Jahren aus Norddeutschland zurückgezogen, die meisten Kugelsteine wurden längst entdeckt und eingesammelt. Und Glasflaschen landen immer…

Wenn es mit der Ordnung nicht mehr klappt

Ob man das Vorgefundene nun nach Größe, Beschaffenheit oder sonstigen Merkmalen sortiert – die Trennung nach bestimmten Kriterien zählt zu den Grundfesten geistiger Ordnung. Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Das lernt man schon als Kind. Genauer: Das lernte man früher bereits als Kind. Kriterien mal eben ändern? Kein Problem! In unruhigen Zeiten, wie wir sie gerade durchleben, fällt vielen Menschen das Sortieren zunehmend schwer. Das liegt daran, dass die Kriterien, nach denen wir Dinge, Muster oder Verhaltensweisen…

Der Wächterstein

Das jungsteinzeitliche Langbett Krausort (auch Kronsteinberg) liegt bei Großenbrode unweit der Fehmarnsund-Brücke. Mit rund 100 Metern Länge ist das der Trichterbecherkultur (ca. 3.500 bis 2.800 v. Chr.) zuzurechnende Megalithgrab eines der größten im Lande. Ein Großteil der Steine ist weitgehend unter Sträuchern und Gehölzen verschwunden, doch der im Norden stehende, mit Flechten überwachsene Wächterstein ist sehr markant. Bei meinem Besuch letzte Woche kreisten vier Rotmilane über der Anlage. Worüber wacht ein Wächterstein? Bewacht ein Wächterstein die Toten und schützt die…

Rätselhaftes Sammlerglück am Köppelberg

Ich kann nicht anders. Kaum bin ich im Norden unterwegs, muss ich suchen. Versteinerungen. Steinzeitliches. Eiszeitliches Geschiebe jeder Art. Das ist seit Kindertagen so. So auch bei meinem jüngsten Fehmarn-Aufenthalt. Dabei mustere ich mit geschulten Augen nicht nur das, was sich am Strand oder auf dem Acker findet. Ich halte auch öfter an den Steinhaufen an, die Bauern am Rand ihrer Äcker über Jahrzehnte zusammengetragen haben, weil die Steine sich bei der Bodenbearbeitung als lästig erwiesen hatten. Dabei wühle ich…

Kurze Anleitung zur Sprachguerilla

Zum Text "Sprache unter Beschuss" erreichten mich ein paar Nachfragen, wie man sich denn die sprachliche Gegenwehr nach "Guerilla-Art" vorzustellen habe. Guerilla- bzw. Partisanen-Taktik zeichnet sich u. a. durch flexibles Agieren aus dem Hinterhalt aus. Gehen wir die vier von mir benannten Attacken auf Sprache und Denken kurz durch. Auslachen statt diskutieren Ideologische Angriffe (Genderisierung der Sprache, Verwendung bizarrer Ersatzbegriffe, Verbot bestimmter Begrifflichkeiten oder Denkmuster usw.) lassen sich sowohl durch Igonaranz als auch durch Hohn und Spott abwehren. Gerade das…

Sprache unter Beschuss

Unsere Sprache und damit auch unser Denken wird angegriffen. Ganz aktuell geschieht dies durch die Versuche ideologischer Deformierung und die Eingriffe künstlicher Intelligenz. Angriff durch KI und Ideologen Während die ideologische Deformierung durch Genderisierung der Sprache und sprachliche Säuberungsaktionen noch die Handschrift der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts trägt, zielen die Eingriffe der künstlichen Intelligenz darauf ab, uns das Sprechen und Schreiben als ureigenste Ausdrucksform unseres Denkens abzunehmen: Die künstliche Intelligenz ist schneller als unser Hirn und oft gründlicher. Außerdem…

Halbheiten der räumlichen Perspektive

Der Mond, die menschliche Seele und der Raum, in dem wir uns gerade aufhalten, haben etwas gemeinsam: Wir nehmen stets nur die uns zugewandte Seite wahr. Die Rückseite, die andere Seite, dass, was in unserem Rücken geschieht, entzieht sich der Wahrnehmung. Die 360°-Sicht gehört nicht zu unserer Grundausstattung. Die beschränkte Perspektive Wir können über die uns abgewandte Seite spekulieren, wir können uns mit Informationen über sie versorgen und uns auch umdrehen. Doch dann würden wir wiederum nicht das Ganze wahrnehmen,…

Die magische Heilwirkung von Sprache

Krankheiten heilt der Arzt. Doch neben dem niedergelassenen Arzt gibt es den inneren Arzt – etwas im Menschen, das intuitiv weiß, worin das Problem besteht und wie es zu lösen ist. Man kennt das als Bauchgefühl, das einem rät, dieses zu tun und jenes zu lassen. Natürlich kann der innere Arzt nicht jedes Leiden heilen. Aber es lohnt sich doch, ihn zu konsultieren und auf ihn zu hören. Sprache ist sein wichtigstes Medium. Sprache kann sich auf unterschiedliche Weise heilend…

KI mal anders: Kreative Intelligenz statt künstlicher Intelligenz

Den Verlockungen der KI zu widerstehen und geistig autonom zu bleiben, lohnt sich. Indem wir unsere kreative Intelligenz ständig fordern, trainieren wir unser Gehirn, machen es leistungsfähiger. Und wir behalten das letzte Wort und damit die Freiheit der Entscheidung gegenüber einer technischen Intelligenz, die sich anschickt, nach und nach alle Lebensbereiche zu erobern und zu einer Mega-Gouvernante zu werden. Doch was genau ist kreative Intelligenz? Im Begriffssumpf der Kreativität Im alltäglichen Sprachgebrauch ist alles kreativ, was irgendwie bunt und lustig…

Fluch der Bequemlichkeit

Natürlich beschäftigen wir als Mitglieder der schreibenden Zunft uns intensiv mit der schreibenden KI: Ist sie unsere Konkurrenz? Wird sie uns am Ende gar arbeitslos machen? Oder können wir uns ihrer gar – aus hier nicht näher zu erläuternden Gründen – bedienen? Die eigentliche Frage ist jedoch eine ganz andere. Dahl, Swift und die KI Ich hatte hier kürzlich auf Roald Dahl verwiesen, der in seinen Kurzgeschichte Der große Grammatisator eine Maschine erwähnt, die Romane schreiben kann – schneller und…