Plötzlich ist es da: Das Ereignis, mit dem niemand ernsthaft gerechnet hatte.…
Alle Jahre wieder überkommt es mich – mich packt der Wunsch, mal so richtig auszumisten. Allem voran Bücher, Klamotten, schöne Dinge. Nimmt alles Platz weg, setzt Staub an und würde mich, wenn wir irgendwann mal umziehen möchten, nur behindern. Also frisch ran ans Wegwerfwerk!
Bücher – ein Drittel kann weg, oder?
Wir leben hier auf relativ engem Raum mit rund 6.000 Büchern, grob geschätzt. Unter den Büchern gibt es so einige, die ich nicht noch einmal lesen würde – das hier zum Beispiel. Oder die Romane von diesem eigentlich schwer angesagten Autoren, den konnte ich im Grunde noch nie leiden. Und das eine oder andere Buch erwies sich schon nach wenigen Seiten als Fehlkauf. Weitere Bücher wiederum spiegeln vorübergehende und im Grunde längst abgelegte Interessen. Wozu aufbewahren? Grob geschätzt, könnte ich mich wahrscheinlich von einem Drittel des Bestandes trennen. Manches davon würde ich bei Momox oder einem anderen Altpapierankäufer loswerden, anderes könnte man verschenken, den Rest verfeuern oder in die Papiertonne geben.
Doch nach einer halben Stunde des Aussortierens überfallen mich ernste Zweifel: Warum kommt dieses Buch weg, während ich jenes behalte? Ist es wirklich ausgeschlossen, dass ich das nie wieder lesen möchte? Interessiert sich nicht vielleicht eins der Kinder dafür? Könnte ich die Bibliothek vielleicht im Alter antiquairisch ausbeuten statt Pfandflaschen sammeln zu gehen? Gerate ich hier gar in einen Wegwerfrausch, den ich nach wenigen Monaten bereuen würde?
Ich komme ins Grübeln und beschließe, das Ausmustern fürs erste einzustellen und stelle die bereits aussortierten rund 200 Bücher schamhaft zurück ins Regal. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Sollten wir mal umziehen wollen, würde man Überflüssiges selbstverständlich beherzt wegwerfen. Das und noch viel mehr. Ganz bestimmt.
Klamotten – brauchst du davon wirklich so viel?
Nächste Station ist der Kleiderschrank. Brauche ich so viele Hemden, so viele Hosen? Ich ziehe doch ohnehin immer nur die wenigen Lieblingshemden an. Die sehen dann zwar auch schon entsprechend aus. Aber soll ich nichtgetragene Kleidungsstücke wirklich in den Container werfen bzw. versuchen, sie für ein paar lächerliche Euro übers Internet abzustoßen? Werden nicht allenthalben schlechte Zeiten prophezeit? Dies wird bald knapp werden, jenes teurer? Sollte man also nicht lieber zurückhaltend sein beim Ausmisten?
Außerdem ist’s doch schön, wenn einem die Sachen noch passen, die man vor 6 oder 7 Jahren gekauft hat. Und Mode war mir ohnehin noch nie wichtig. Gut, wir sortieren das aus, was wirklich nicht mehr gut aussieht. Also die wenigen vom vielen Tragen verschlissenen Lieblingshemden – andere aus dem Bestand werden dann nachrücken. Oder verschieben wir’s vielleicht doch besser auf das Frühjahr? So machen wir’s.
Schöne Dinge – manchmal ganz schön lästig
Ich bin eigentlich überhaupt nicht empfänglich für Rumstehzeug. Doch dafür hat sich erstaunlich viel angesammelt: Keramik hier, Geschnitztes dort, zahlreiche Kerzenständer und Teelichthalter, dazu Wald- und Strandfunde ohne Ende. Perfekte Platzräuber und Staubfänger. Andererseits aber auch Erinnerungsstücke an besondere Tage, Orte, Menschen. Wäre doch herzlos, sich davon zu trennen, oder? Und es sind immerhin auch materielle Gedächtnisstützen unserer ganz persönlichen Geschichte.
Nichts davon wäre natürlich wichtig, wenn man vor wem auch immer fliehen müsste und nur das Nötigste mitnehmen könnte. Aber solange man nicht fliehen muss, mag es weiterhin stehenbleiben und dereinst meine Erben erfreuen. Wobei ich selbst aus meinem Elternhaus, als der Haushalt aufgelöst wurde, eigentlich so gut wie gar nichts mitgenommen habe. Und das wenige, was ich mitnahm, steht wohlverwahrt in 2 Kartons im Keller. Könnten nicht wenigstens die weg?
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin kein Wegwerfer. Und ich gehöre auch nicht zu denen, die der Great-Reset-Drohung „2030 wirst du nichts besitzen. Und du wirst glücklich sein.“ etwas abgewinnen können. Aber ich werde ab heute disziplinierter einkaufen. Und garantiert nie wieder reinfallen auf wohlmeinende Hinweise von Online-Shops wie „Kunden, die das kauften, kauften auch dies“. Versprochen.
Foto: Lutz Meyer
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