Die Haselnuss zählt zu den ersten Gehölzen, die Norddeutschland nach der Eiszeit…
Heimatmuseen zeigen Fundstücke aus der jeweiligen Region und vermitteln so einen Eindruck über die Geschichte einer Stadt und ihrer näheren Umgebung, über Sitten und Gebräuche, Kunst und Kultur sowie über Persönlichkeiten, die einst dort lebten und wirkten. Das macht ihren Charme aus. Man muss heute unterscheiden zwischen dem Heimatmuseum alten Typs und dem Heimatmuseum neuen Typs.
Heimatmuseen sind organisch mit der Zeit gewachsen. Entstanden sind sie meist auf private Initiative von Heimatforschern, wie sie vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auftraten. Oft waren es Pfarrer oder Lehrer oder historisch interessierte Bürger. Ziel war es, neben der großen Geschichte der berühmten Namen und weltbewegender Ereignisse die Alltagsgeschichte des kleinen Mannes sichtbar zu machen (die der kleinen Frau selbstverständlich auch).
Wie Heimatmuseen entstanden
Solche Heimatmuseen begannen meist in zwei oder drei Räumen, um sich dann nach und nach auszudehnen. Gute Beispiele sind das heutige Zeittor-Museum in Neustadt/Holstein (untergebracht im historischen Kremper Tor und einem Erweiterungsbau) und das Fehmarn-Museum in Burg auf Fehmarn (untergebracht in einem Gebäude-Ensemble neben der Nikolai-Kirche, bestehend aus der alten Lateinschule, des Organistenhauses und dem alten Predigerwitwenhäuschen).
Das räumliche Wachstum war eine zwangsläufige Folge des Wachstums der ausgestellten Sammlungen. Das kam in der Regel nicht durch Ankäufe zustande, sondern dadurch, dass Sammler ihre Exponate dem Museum zur Verfügung stellten bzw. vermachten. Heimatmuseen spiegeln insofern neben regionalen Besonderheiten immer auch die Interessen der Sammlungsstifter.
In den beiden genannten Museen nehmen Bodenfunde aus der mittleren und jüngeren Steinzeit einen zentralen Platz ein. Beide Regionen waren außergewöhnlich fundreich. Im Fehmarn-Museum reichen die der Steinzeit vorbehaltenen Vitrinen kaum aus, allen Fundstücken Raum zu bieten. Manch ein Steinbeil findet sich deshalb auch Seite an Seite mit alten Schiffsmodellen oder anderen Fundstücken wieder. Ganz ähnlich war es mal im Neustädter Heimatmuseum, das dann aber vor einigen Jahren eine museumspädagogische Neuausrichtung erfahren hat und vom Heimatmuseum zum Zeittor-Museum wurde.
Das Heimatmuseum alten Typs
Im Museum alten Typs liegen die Exponate oft in drangvoller Enge nebeneinander, mitunter auch wie Kraut und Rüben durcheinander. Sie sind spärlich beschriftet. Man erfährt grob, worum es sich handelt und wo es gefunden wurde, vielleicht noch den Namen des Stifters. Mehr nicht. Nach Informationen über die Zeit sucht man vergeblich. Solche weitgehend unkommentierten Bestände richten sich an vorinformierte Besucher wie etwa heimatkundlich Interessierte oder den Lehrer, der das Museum mit seiner Klasse besucht und etwas zu den ausgestellten Dingen sagen kann.
Man kann natürlich auch gänzlich ohne Vorwissen ein solches Museum betreten und sich vom Zauber all der rätselhaften Dinge gefangen nehmen lassen. Das Atmosphärische – die verwinkelten, niedrigen Räume, steile Stiegen, knarzende Dielenbretter, spärliche Ausleuchtung, ein seltsam altertümlicher Geruch – tut ein Übriges, um den Geist des Besuchers auf eine Zeitreise ins geheimnisvolle Dunkel der Vergangenheit zu entführen. Möchte man mehr wissen, ist Eigeninitiative gefragt: Recherchieren, Leute befragen, Bücher lesen.
Das Heimatmuseum neuen Typs
Das Heimatmuseum neuen Typs möchte nicht verzaubern, es möchte informieren und nicht selten leider auch belehren. Dies geschieht auf großformatigen Plakatwänden, anhand opulenter dreidimensionaler Modelle und in eigens eingerichteten Mitmachmodulen. Das alles braucht Platz. Im Zeittor-Museum in Neustadt hatte dies zur Folge, dass ein Großteil der Exponate aus den Vitrinen verschwand – als Besucher sieht man also weniger Fundstücke aus der alten Zeit, dafür mehr Pädagogisches aus der Gegenwart. Die Exponate wie auch die Erläuterungen sind gut ausgeleuchtet, die Inneneinrichtung der Räume ist modernisiert, kein Hauch mehr von Muff und Moder.
Der Vorteil gerade von Mitmachangeboten wie dem Mahlen von Getreidekörnern mit steinzeitlichen Methoden liegt auf der Hand: Es wird anschaulicher, handgreiflicher und dadurch begreifbarer. Während im Museum alten Typs sich die zügellose, wilde Phantasie und das Sich-Hineinträumen in eine ferne Vergangenheit angesprochen sah, erfolgt hier nun ein kontrollierter, angeleiteter Wissenserwerb.
Solange es beiden Arten von Museum gibt, will ich nicht klagen. Schade wäre es nur, wenn nach und nach alle Heimatmuseen alten Typs zugunsten museumpädagogisch aufbereiteter Unterhaltungsangebote verschwinden würden.
Foto: Lutz Meyer
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