Die Frage, ob es die Götter wirklich gibt oder ober sie nur…
Ausblick eröffnet Einblick. Ist der Ausblick beschränkt, ist es auch der Einblick. Man sieht nur einen Ausschnitt, einen Teil des Ganzen. Den Rest – also das Ganze – denkt man sich einfach hinzu. Beim Hinzudenken kann man richtig liegen oder falsch.
Hier definiert die grob in die Bretterwand geschnitzte Herzform den Ausschnitt. Sie gibt nur einen teilweisen Einblick in die Landschaft frei. Wir ergänzen die Landschaft in unserem Kopf zu einem Bild des Ganzen. Was wir dann als – zum großen Teil nur vorgestellte – Landschaft sehen, ist nicht das, was wir sehen, sondern das, was wir sehen möchten. Unser Vorstellen ergänzt vielleicht einen gewundenen Bachlauf hier, ein lauschiges Wäldchen und weitere sanfte Hügelrundungen dort. Es entsteht in unserem Kopf eine anmutige Landschaft. Tatsächlich aber ist die Landschaft platt und ausgeräumt – der tatsächlich vorhandene einsame Hügel am Horizont ist eine grün bewachsene Müllhalde, umgeben von einem Drahtzaun.
Das Herz, das hier den Ausschnitt bestimmt, ist ein Symbol der Liebe. Auch das liebende Auge sieht immer nur einen Teil dessen, was es liebt. Den Rest denkt oder fühlt es sich hinzu. Auch das Herz kann bei diesem Hinzufühlen daneben liegen. Das liebende Herz übersieht gern das weniger Liebenswerte. Aber ist das schlimm? Vielleicht wird durch das liebende Herz ein nur durchschnittlich liebenswerter Mensch ja zu etwas Besonderem. Er wird sozusagen mit Liebe aufgeladen.
Vielleicht ist auch die im Vorstellen ergänzte Landschaft in ihrer Schönheit und Anmut wirklicher als die real existierende Landschaft. Unser Sehen, unser Fühlen verändert die Welt. Und die durch uns veränderte Welt wirkt wiederum verändernd auf uns.
Foto: Lutz Meyer
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