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Die Geburt der Kunst

Wer glaubt, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren keinen Sinn fürs Höhere hatten, irrt. Fragmente von Flöten, Venus-Figurinen, aus Knochen und Elfenbein geschnitzte Amulette in Tierform sowie zahllose Höhlenmalereien geben ein recht deutliches Zeugnis davon, dass die Menschen bereits vor 30.000 Jahren ein Verständnis von Kunst hatten. Sie konnten nicht nur ihre Umgebung irgendwie abbilden – sie hatten auch ein tiefes Verständnis von Proportionen im visuellen wie im akustischen Bereich und sogar ein gewisses Abstraktionsvermögen: Selbst aus stark verfremdeten bzw. übertriebenen Formen…

Märchenwelt

Märchen gibt‘s überall

Frische Luft, keine Ansteckungsgefahr, keine Masken – Wandern ist ein beliebtes Corona-Hobby. Da ich im näheren Umkreis jeden Stein kenne, habe ich vergangenes Wochenende beschlossen, mir die Sloopstene anzuschauen. Sloop – wie hereinschlüpften und nicht wie schlafen. Das Hünengrab befindet sich im Tecklenburger Land und ist Startpunkt eines rund acht Kilometer langen Premiumwanderwegs. Im Internet wird es als ein eindrucksvolles Bodendenkmal und das besterhaltene Megalithgrab in NRW angepriesen. Mit ihren unterschiedlichen Formen, mal sind die Sloopstene kreisrund, dann länglich oder…

wer schrift, dei blift

Die Schrift der Hand

Unsere Kinder, so geht die Klage, verlernen das Schreiben mit der Hand. An die Stelle der Verwandlung eines Wortes in eine feine, präzise Handbewegung nur noch monotones Tastendrücken und geisterhaftes Gleiten der Finger auf Screens. Das Hirn schreibt mit Beim Schreiben mit der Hand - also beim Ausführen von Schreibbewegungen mit Pinsel, Feder oder Stift auf Papier oder anderen Untergründen - kommt das motorische System des Hirns ins Spiel. Das Schreiben mit der Hand aktiviert verschiedene Areale des Gehirns. Nicht…

Kreisen wie ein Vogel

Kreisen wie ein Vogel

Kürzlich las ich den Satz: Schaukeln ist wie Fliegen. Ich weiß nicht, wie sich ein Vogel fühlt, aber sich auf dem schmalen Brett hoch in die Lüfte zu schwingen, den Wind in den Haaren zu spüren und dann das Kribbeln im Bauch, wenn es wieder abwärts geht – das ist einfach wunderbar. Kindheitserinnerungen Als ich ein Kind war, stand eine schlichte, rot-blaue Metallschaukel in unserem Garten. Wenn es richtig in die Höhe ging, ruckelten die Beine der Schaukel in der…

T.C. Boyle, Spezialist für menschliche Zerreißproben

In T.C. Boyles neuem Roman „Sprich mit mir“ geht es um Affen. Genauer gesagt: um wahre Affenliebe. Wobei der Ausdruck Affe es nicht trifft, denn Sam – die wahre Hauptfigur dieses Romans – ist ein Schimpanse. Schimpansen sind zoologisch betrachtet unsere nächsten Verwandten – der letzte Abzweig eines gemeinsamen Stammbaums, bevor die direkten Vorläufer von Homo sapiens sich langsam zu etwas völlig Anderem, Größerem, Schrecklicherem weiterentwickelten. Zu uns. Entwicklungsgeschichtliche Nebenlinien auf dem Weg zu uns, also weitere Abzweigungen oder direkte…

Freiheit! Freiheit?

Über Freiheit wurde schon viel nachgedacht. Im Wesentlichen läuft es darauf hinaus: Ist man frei etwas zu tun oder ist man frei, genau das zu lassen, was man eigentlich am liebsten tun würde? Geht es um das totale Ausleben der eigenen Möglichkeiten oder um die freiwillige Selbstbeschränkung? Doch sind wir überhaupt in der Lage, diese Entscheidung selbst zu treffen? Sind wir nicht allzuoft nur ein Spielball der Ereignisse und  der unvorhersehbaren Launen unseres Selbst? Ich habe eine Kurzgeschichte zu dem…

Homeschooling oder Elternbeschäftigung?

An manchen Tagen frage ich mich, wer mit Homeschooling beschäftigt werden soll: die Kinder oder wir Eltern? Gestern Morgen fing nach zwei Wochen Osterferien die Schule wieder an. Mein Arbeitstag begann damit, meinem 6-Klässler Arbeitsblätter auszudrucken und nach Schulfächern sortiert auf einen Stapel zu legen. Er entschied sich weder für Mathe, Deutsch, Englisch, Biologie oder Physik, sondern für Kunst. Die Aufgabe lautete: Drei hühnereigroße, flache Steine zu suchen und sie zu bemalen. Und zwar so, dass sie dem Betrachter „ein…

Ein neues Magazin

Anbruch - Magazin für Kultur & Künftiges warf einen Stein in den Teich und präsentiert in Zeiten des Zeitungssterbens voller Optimismus die Nullnummer. Nachdem Anbruch sich in den vergangenen Jahren bereits als Online-Magazin einen Namen gemacht hat nicht zuletzt durch Interviews mit Schriftstellern und Künstlern wie Rüdiger Safranski, Uwe Tellkamp, Alexander Grau, Axel Krause und Nitzan Mintz, hat man nun auch den Schritt in die analoge Welt getan. Zum Konzept der Printausgabe gehört es, Schwerpunktthemen zu setzen - im ersten…

Roboter programmieren. Ein Interview mit einem Hobby-Roboterbauer

Jarno: Seit wann gibt es Roboter? Jörg: 1954 hat ein Amerikaner die erste elektronische Steuerung einer Maschine möglich gemacht. Damit war der erste Roboter erfunden.   Gibt es Roboter, die springen können? Ja, es gibt Roboter, die springen können. Die, die ich kenne, haben alle Beine. Roboter, die springen können, gibt es aber noch nicht so lange. Springende Roboter hat z. B. Boston Dynamics.   Ist das Programmieren von Robotern leicht? Das hängt viel vom Roboter ab. Es gibt simple…

Gartenzwerge für Kosmopoliten

Moai heißen die kolossalen Steinstatuen auf der Osterinsel. Ursprünglich gab es wohl rund 1.000 dieser Figuren. Sie waren einst so aufgestellt, dass sie nicht aufs Meer hinausblickten, sondern auf die Siedlungen hinab. Man vermutet, dass es sich um eine Art Ahnenkult gehandelt hat – die verstorbenen Häuptlinge hatten ihren Stamm auch nach ihrem Ableben fest im Blick. Der Kult endete schlagartig – möglicherweise hatten sich die Hersteller dieser meist etwas finster dreinblickenden Herren schlicht und einfach übernommen im Wettbewerb um…