Müll kann durchaus etwas Ästhetisches an sich haben. Nicht umsonst gibt es…
Frische Luft, keine Ansteckungsgefahr, keine Masken – Wandern ist ein beliebtes Corona-Hobby. Da ich im näheren Umkreis jeden Stein kenne, habe ich vergangenes Wochenende beschlossen, mir die Sloopstene anzuschauen. Sloop – wie hereinschlüpften und nicht wie schlafen. Das Hünengrab befindet sich im Tecklenburger Land und ist Startpunkt eines rund acht Kilometer langen Premiumwanderwegs. Im Internet wird es als ein eindrucksvolles Bodendenkmal und das besterhaltene Megalithgrab in NRW angepriesen. Mit ihren unterschiedlichen Formen, mal sind die Sloopstene kreisrund, dann länglich oder mit Ecken und Kanten, sind sie durchaus beeindruckend. Welcher Kraftakt muss es vor mehr als 5.000 Jahren gewesen sein, sie aufzustapeln? So ganz ohne Kran und Bagger.
Schönes am Wegesrand
Doch viel beeindruckender fand ich Sehenswürdigkeiten, die nicht im Internet angekündigt wurden. Sie tauchen in keinem Reiseführer auf und mach ein Wanderer wird daran vorbeigehen, ohne sie zu entdecken. Vielleicht habe ich – vertieft in meine Gedanken – selbst eins übersehen.
Waldidylle mit Charme
Auf der zweiten Hälfte des Wanderwegs stand plötzlich eine kleine Märchenwelt im Unterholz. Eine schmale Treppe führt zu einem Plateau mit einem bemalten Holz als Eingangstür. Davor lehnte ein Figur aus einem Puppenhaus und direkt daneben saß ein Playmobilmännchen. Plastik passte eigentlich nicht in diese Waldidylle, doch da Männchen aus längst vergangenen Zeiten stammte, besaß es schon wieder einen gewissen Charme. Für einen Moment kniete ich mich davor und überlegte, wie ein Baumwichtel aussehen könnte, der zu Besuch kommt. Was die drei zu besprechen hätten und was die Männchen nachts machen, wenn keine Wanderer unterwegs sind.
Die Welt der Phantasie
Ein paar Meter weiter wartete das nächste Häuschen. Dieses Mal saßen eine Playmobilfrau und ein Playmobilmann vor ihrem Grundstückszaun. Sie blickten träumend in die Landschaft. Wieder nahm mich meine Phantasie mit in diese Märchenwelt und ich fragte mich, was sich der unbekannte Künstler dabei gedacht hatte, als er diese Welten geschaffen hatte – und wann auch diese geplündert sein werden, genauso wie am Anfang der Wanderroute die Sloopstene und wie die dritte Märchenwelt ein Stückchen entfernt. Davon standen lediglich noch die traurigen Überreste. Doch auch hier ratterten meine Gedanken los: Was mag an dieser Stelle aufgebaut gewesen sein? Und wer hatte seinen Spaß daran, die Kunstwerke zu zerstören?
Wie oft im Leben sind es die kleinen Dinge, die uns mit auf eine Reise nehmen – und die deshalb noch lange im Gedächtnis haften bleiben.
Fotos: Lutz Meyer
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