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Die schöpferische Kraft des Einfachen

Zwei Materialien in nur scheinbarem Kontrast: Baumberger Kalksandstein und Glas. Beides ist von Menschenhand bearbeitet. Während der Sandstein die Form, die man ihm gab, noch bewahrt, hat das Glas seine ursprüngliche Form – Flaschen, Gläser – längst verloren, zunächst zu Scherben zerbrochen, dann verschliffen durch Wasser und Sand. Es ist leicht vorstellbar, dass das Glas – schreitet der Erosionsprozess weiter voran – sich in ein Sediment verwandelt, aus dem in Jahrmillionen und vermengt mit kalkhaltigen Schalenresten abgestorbener Muscheln, Seeigel und…

Frisch geerntet: Anbruch #03

Anbruch - Magazin für Kultur & Künftiges - ist soeben mit seiner Ausgabe Nr. 3 erschienen. Wie schon in den beiden Vorgängerausgaben geht es darum, dem Geist einen Weg jenseits des Mainstreams zu bahnen. Dieses Heft führt nicht umsonst das Wort "Refugium" im Titel - auf über 100 Seiten werden unterschiedlichste Rückzusgorte des Geistes vorgestellt, die zugleich aber immer auch Ausgangspunkte für spannende Erkundungen sind. Nachdem in Heft Nr. 2 der Anthropologe Wolf-Dieter Storl in einem Interview ausführlich zu Wort…

Märchenwelt

Märchen gibt‘s überall

Frische Luft, keine Ansteckungsgefahr, keine Masken – Wandern ist ein beliebtes Corona-Hobby. Da ich im näheren Umkreis jeden Stein kenne, habe ich vergangenes Wochenende beschlossen, mir die Sloopstene anzuschauen. Sloop – wie hereinschlüpften und nicht wie schlafen. Das Hünengrab befindet sich im Tecklenburger Land und ist Startpunkt eines rund acht Kilometer langen Premiumwanderwegs. Im Internet wird es als ein eindrucksvolles Bodendenkmal und das besterhaltene Megalithgrab in NRW angepriesen. Mit ihren unterschiedlichen Formen, mal sind die Sloopstene kreisrund, dann länglich oder…

Schulbesuch Journalismus

Ein Schulbesuch

Ich mag den Journalismus. Auch wenn unverbesserliche Pessimisten schon sein langsames Dahinsiechen vorhersagen und die Zukunft in Blogs und anderen von jedermann im Internet geposteten Bildern und Texten sehen. Falls sich der Journalismus tatsächlich seinem Untergang nähert (ich glaube eher, er wandelt sich nur), dann habe ich heute eine gute Tat getan, um ihn noch ein wenig am Leben zu erhalten. Ich war in einer Grundschulklasse und habe dort (hoffentlich) Interesse und Neugierde für den Journalismus geweckt. Denn wenn jemand…

Die andere Seite

Unser steinerner Trabant hat seit jeher etwas Mysteriöses. Er beeinflusst Ebbe und Flut, hilft das Sonnenjahr in handliche Abschnitte zu unterteilen, lässt viele Menschen einmal im Monat schlechter schlafen. In seinem Schein geschehen oft verborgene Dinge – der Name Moonshine für illegal gebrannten Schnaps spricht Bände. Und dass man einander im Mondschein begegnen kann, lässt diese oder jene Deutung offen. Der Mond soll auf das weibliche Geschlecht wie auch auf manche Pflanzen eine geradezu magische Anziehungskraft haben. Sogenanntes Mondholz –…

Nicole Hein

Seitenwechsel

Nun war ich mal dran. Nach so vielen Jahren, in denen ich stets auf der einen Seite des Tisches gesessen habe und mein Interviewter auf der anderen Seite, habe ich die Seite gewechselt. Für einen Beitrag in der Rheinischen Post war ich die befragte Person. Es war ein komisches Gefühl. Ich habe zu viel erzählt, zu schnell geredet und ich habe ein wichtiges Detail vergessen. Falls ich noch mal die Gelegenheit zu einem Interview haben werde, weiß ich, was ich…

Auf steinigem Kriegspfad

Alle Welt scheint heute auf dem Kriegspfad zu sein. Jeder gegen jeden und oft genug auch alle gegen einen. Vergleicht man das Meinungsklima unserer Tage mit dem vor sagen wir mal 10 oder 15 Jahren, fällt auf, dass der Ton deutlich rauher und ruppiger geworden ist. Kaum vorstellbar, dass es gar vor einem Menschenalter noch gepflegte und zivilisierte Diskurse gab und es als äußerst unhöflich galt, einander ins Wort zu fallen. Heutzutage muss man dankbar sein, wenn die Ruppigkeit sich…

Im Schweiße deines Angesichts …

… sollst du dein Brot essen. Da hatte die Bibel wohl nicht ganz unrecht. Hatte ich es schon erwähnt? Ich bin Mühlenbesitzer. Unser Haushalt besitzt sogar zwei Mühlen. Die eine ist eine altgediente Hawos mit 600-Watt-Industriemotor. Seit über 25 Jahren mahlt sie zwischen ihren Korund/Keramikmahlsteinen klaglos vor allem Roggen für unsere hausgemachten Sauerteigbrote sowie Weizen, Dinkel, Hafer und Gerste für anderes Backwerk. Die Arbeit geht leicht und schnell vonstatten, doch keineswegs geräuschlos. Der Lärmpegel liegt gefühlt irgendwo zwischen Motormäher und…

Nur das halbe Land?

Ich bin an der holsteinischen Ostseeküste aufgewachsen. Das war in gewisser Weise sehr schön. Sommers wie winters und auch im Frühling und im Herbst hatte ich es nie weit bis zum Strand. Man konnte baden, schwimmen, segeln, angeln, Steine sammeln, Steine ins Wasser werfen, einander mit Quallen bewerfen und anderen Freuden des Strandlebens nachgehen. Andererseits fehlte etwas. Nämlich nicht weniger als das halbe Land. Das habe ich aber erst später begriffen, im Münsterland. Wenn man dort lebt oder an einem…

Honigbiene und Rostrote Mauerbiene

Unmaskierte Besucher

Ein Tag im Leben eines Freiberuflers ist verhältnismäßig ungesellig. Und das momentan noch mehr als sonst. In mein Homeoffice kommt niemand, um mir den neusten Tratsch über die blonde Kollegin zu erzählen, die angeblich mit dem netten, dunkelhaarigen Kollegen in der Mittagspause gesehen wurde. Auch treffe ich nie zufällig jemanden, wenn ich mir einen Kaffee koche oder die Post hole. Überhaupt ist der Postbote an einem gewöhnlichen Arbeitstag der einzige Mensch, der mit mir von Angesicht zu Angesicht, natürlich auf…