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Was hier auf den ersten Blick ein wenig unhandlich bis grobschlächtig aussieht und ein Gesamtgewicht von gut 1.200 g auf unsere Küchenwaage bringt, erweist sich bei näherem Hinsehen und erst recht beim Austesten als ein zweiteiliges steinzeitliches Schminkset.

Wir machten den Selbstversuch: Roteisenstein, auf quarzhaltigem Sandstein gerieben, ergibt ein feines rotes Pulver von fast puderartiger Konsistenz. Es diente schon in der Frühzeit des Menschen dazu, sanft gerötete Wangen und Lippen im Dienste der erotischen Verzauberung zu erzeugen. Natürlich hat es auch  für martialische Kriegsbemalung gesorgt hat. Ganz sicher gelangte es auch bei kultischen Handlungen zum Einsatz.

Rot ist die Farbe des Blutes. Rot steht für Liebe, Fruchtbarkeit und symbolisiert die Erdmutter – Rot bedeutet Leben. Rot steht aber auch – wenn Blut vergossen wurde – für den gewaltsamen Tod. Nun waren Leben und Tod in jenen alten Zeiten nicht so streng und ängstlich voneinander geschieden wie heute, sondern untrennbar miteinander verwoben.

Wer die Urzeitschminke ausprobieren möchte, kann dies ohne Sorge tun. Sie enthält garantiert weniger bedenkliche Substanzen als neuzeitliche Schminke und kam in der Entwicklung auch ganz ohne Tierversuche aus.

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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