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In Krisenzeiten kommt man leicht auf schräge Gedanken. Nicht jeder schräge Gedanke jedoch muss ein dummer sein. Ein durchaus kluger weil lebenspraktisch orientierter Gedanke ist der, sich von Baumärkten und Werkzeugversendern unabhängig zu machen. Lernen wir doch einfach, unser Werkzeug wieder selbst herzustellen wie unsere Vorfahren vor fünftausend Jahren und noch früher! Alles, was man dazu benötigt, sind ein paar geeignete Steine, ein Handbuch mit nützlichen Tipps und, nun ja, ein gut sortierter Erste-Hilfe-Koffer. Denn ganz ohne Lehrgeld zu zahlen kommt man auch hier nicht davon.

Nützliches Buch

Das Buch FLINTHANDWERK von Wulf Hein und Marquardt Lund ist mit knapp 60 Euro nicht ganz billig, erweist sich jedoch sowohl für den Anfänger als auch für den etwas Fortgeschrittenen als zuverlässiger Ratgeber für die Fertigung von alltagstauglichem Werkzeug aus Stein. Von der Rohstoffkunde über die Bearbeitungstechniken bis hin zu Finisharbeiten werden alle wesentlichen Arbeitsschritte detailliert in Wort und Bild dargestellt – und auch vor Verletzungsrisiken wird verantwortungsvoll gewarnt und zu entsprechenden Schutzvorrichtungen geraten. Rasiermesserscharfe, durch die Gegend fliegende Feuersteinsplitter können nämlich durchaus zu auch stärker blutenden Wunden an ungeschützten Körperstellen führen. Festes Schuhwerk, nicht allzu dünne Arbeitskleidung, Schutz für die Hände und auch eine Schutzbrille sind anzuraten, wenn man beim Versuch, steinerne Werkzeuge selbst herzustellen, nicht zum medizinischen Notfall werden will. Das gilt natürlich vor allem dann, wenn man das Steinzeithandwerk gemeinsam mit der Familie ausüben will.

Nützliches Werkzeug

Mit im Bild zu sehen sind übrigens drei Original-Erntesicheln aus dem Neolithikum. Experimentelle Archäologen haben bewiesen, dass man mit solchen aus Flint gefertigten Schneidewerkzeugen innerhalb von zwei Stunden ein ganzes Kilo Wildgräser mühelos ernten kann. Um die Samen zu backfähigem Mehl zu verreiben, sind wiederum Steine hilfreich: Man braucht lediglich einen Unterlieger (Mahlstein) und einen Reibstein (Läufer) – bevorzugt aus einem Material wie Buntsandstein. Doch auch alles andere, was man im Haushalt täglich so braucht, lässt sich aus Stein herstellen: Messer, Dolche, Äxte (mit Schaftloch), Beile, Schaber, Bohrer, Hämmer und Pfeilspitzen etwa.

Foto: Lutz Meyer

 

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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