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Achatlandschaften (4)

Eine trichterförmige Vertiefung am linken Bildrand, die Farbe Gelb erinnert an Sand. Lauert am Grunde des Trichters ein Ameisenlöwe auf sein Opfer? Gerät eine Ameise zu nah an den Rand des Trichters, ist ihr Schicksal besiegelt: Unaufhaltsam wird sie mit den wegrutschenden Sandkörnern hinabgleiten auf den Grund, wo ihr Todfeind sie bereits erwartet. Würden wir Blau statt Gelb sehen und wäre das Trichterszenario in einer Wasserwelt angesiedelt, hätten wir den Malstrom vor Augen. Der exakte Beobachter überlebt In seiner Erzählung…

Die Axt im Haus

Bäume werden heute mit der Motorsäge gefällt. Oder – wenn es viele Bäume sind – direkt mittels Harvester. Ein Harvester arbeitet nämlich so schnell wie zehn Forstarbeiter mit der Kettensäge. Doch beide Gerätschaften sind aufwändig in der Herstellung, energiehungrig im Gebrauch, wenig ressourcenschonend und entsprechend umweltschädlich. Wenn wir nun aber künftig alle mehr auf unseren ökologischen Fußabdruck achten sollen, bleibt kein anderer Ausweg als die Rückkehr zur Muskelkraft. Also zurück zur Schrotsäge oder gleich zur Axt. Doch Axt ist nicht…

Am Anfang ist immer ein Bild

Am Anfang einer guten Geschichte steht nicht zwangsläufig ein genialer Satz, aber immer ein Bild. Dieses Bild muss nicht großartig oder einmalig sein, es kann sogar überaus banal sein. Das Bild muss nicht in der Geschichte abgebildet abgebildet sein – es reicht, wenn es vom Verfasser der Geschichte gesehen wurde und in dessen Kopf ist. So ein Bild zeigt einfache Dinge wie einen Stein auf einer Fensterbank, ein abgeerntetes Feld, eine Teekanne im Abendlicht, vielleicht eine skurrile Situation oder spiegelt…

Osterei

Ei, ei, ei – vertan

Der Trend geht zur Natürlichkeit. Deko-Material für Wohnung und Garten soll möglichst echt aussehen. Ich finde zwar Dinge besser, die echt sind und nicht nur wie echt aussehen, doch bei Eiern für den Garten sind Plastikdouble ein guter Kompromiss. Sie scheinen direkt vom Vogel zu stammen, ich muss sie aber nicht mühsam auspusten und vor allem keine Sorge haben, dass der nächste Frühlingsregen die Farbe abwäscht. Allerdings sind Plastikeier leicht. Sehr leicht. Deshalb weht der Wind mir mit schöner Regelmäßigkeit…

Minny

Schweinige Einzelhaft

Still ist es unserem Meerschweinchen-Gehege geworden. Seitdem unser chronisch krankes Tier Anfang Januar eingeschläfert werden musste (aber nicht wegen des Blasensteins, sondern wegen einer Lungenentzündung) zeigt uns das übrig gebliebene Böckchen täglich, wie schlimm es für ein geselliges Tier ist, alleine zu leben. Anfangs trauerte das Meerschweinchen um seinen gestorbenen Bruder, dann wurde es depressiv. In seiner Verzweiflung freute es sich sogar über menschliche Gesellschaft und fraß nur mit Appetit, wenn ich vor dem Gehege kniete. Bei dem Anblick habe…

Die Geburt der Kunst

Wer glaubt, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren keinen Sinn fürs Höhere hatten, irrt. Fragmente von Flöten, Venus-Figurinen, aus Knochen und Elfenbein geschnitzte Amulette in Tierform sowie zahllose Höhlenmalereien geben ein recht deutliches Zeugnis davon, dass die Menschen bereits vor 30.000 Jahren ein Verständnis von Kunst hatten. Sie konnten nicht nur ihre Umgebung irgendwie abbilden – sie hatten auch ein tiefes Verständnis von Proportionen im visuellen wie im akustischen Bereich und sogar ein gewisses Abstraktionsvermögen: Selbst aus stark verfremdeten bzw. übertriebenen Formen…

Zum Jahreswechsel

Welle folgt auf Welle wie Jahr auf Jahr. So wie Wellen Steine an den Strand spülen, tragen die Jahre Ereignisse und Erkenntnisse an den Flutsaum unseres Lebens. Und so wie mancher angespülter Stein die nähere Betrachtung lohnt, so verdient auch die eine oder andere Erkenntnis Aufmerksamkeit. In diesem Jahr ist das die Erkenntnis, dass die Verkommenheit sogenannter Eliten erschreckende Ausmaße angenommen hat. Doch neben den Wellen, die etwas anspülen, gibt es auch andere Wellen: Machtvolle Gewalten von ebenso zerstörerischer wie…

Achatlandschaften (3)

Die Satellitenaufnahme einer Südseeidylle könnte verlockender nicht sein: Eine Insel mit endlosen Stränden inmitten der Weiten des Meeres. Doch etwas an diesem Bild stimmt nicht. Die hellgrünblauen Bereiche des Flachwassers liegen jenseits der dunkelblauen tieferen Gewässerzone. Wer von der Insel kommend sich in die Fluten stürzt, würde also sogleich den Boden unter den Füßen verlieren und in haiverseuchten Tiefen landen. So ist das mit den Idyllen: Sie sind oft trügerisch. Foto: Lutz Meyer

Ein wenig Rouge gefällig?

Was hier auf den ersten Blick ein wenig unhandlich bis grobschlächtig aussieht und ein Gesamtgewicht von gut 1.200 g auf unsere Küchenwaage bringt, erweist sich bei näherem Hinsehen und erst recht beim Austesten als ein zweiteiliges steinzeitliches Schminkset. Wir machten den Selbstversuch: Roteisenstein, auf quarzhaltigem Sandstein gerieben, ergibt ein feines rotes Pulver von fast puderartiger Konsistenz. Es diente schon in der Frühzeit des Menschen dazu, sanft gerötete Wangen und Lippen im Dienste der erotischen Verzauberung zu erzeugen. Natürlich hat es…

Pilz hinter der Garage

Der König unter den Pilzen

Hinter der Garage, zwischen Brennholzstapel und Zaun zu den Nachbarn, schlängelt sich ein kurzer Pfad. Normalerweise geht dort nie jemand lang. Bis auf ein paar Igel, die im Holzstapel wohnen. Ungestört und ungesehen haben sich dort zwei Pilze angesiedelt. Zuerst hielt ich sie für Champions oder Knollenblätterpilze – und vergaß sie sofort wieder. Doch dann wuchsen und wuchsen sie. Mittlerweile haben sie die Ausmaße kleiner Bälle angenommen. Und ein Ende ist nicht in Sicht, denn die Pilze wachsen weiter. Spätestens…