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Eine trichterförmige Vertiefung am linken Bildrand, die Farbe Gelb erinnert an Sand. Lauert am Grunde des Trichters ein Ameisenlöwe auf sein Opfer? Gerät eine Ameise zu nah an den Rand des Trichters, ist ihr Schicksal besiegelt: Unaufhaltsam wird sie mit den wegrutschenden Sandkörnern hinabgleiten auf den Grund, wo ihr Todfeind sie bereits erwartet. Würden wir Blau statt Gelb sehen und wäre das Trichterszenario in einer Wasserwelt angesiedelt, hätten wir den Malstrom vor Augen.

Der exakte Beobachter überlebt

In seiner Erzählung „Der Sturz in den Malstrom“ schildert Edgar Allan Poe den Überlebenskampf dreier schiffbrüchiger Brüder im tödlichen Wasserstrudel. Während zwei der Brüder voller Panik sind, bleibt der dritte inmitten des Chaos ein ruhiger Beobachter, der aufmerksam registriert, wie sich die verschiedenen Gegenstände im Strudel verhalten. Er bemerkt, dass es größere Gegenstände unaufhaltsam in den Strudel zieht. Andere hingegen, vor allem kugel- und fassförmige, halten ihre Position. Während die in Panik verfallenen Brüder in den Tod stürzen, gelingt es dem dritten, ein Fass zu erwischen, das ihn am oberen Rand des Strudels hält. So kann er als einziger entrinnen.

Poes Geschichte lässt sich als allgemeine Verhaltenslehre lesen: Ruhe bewahren, nicht in Panik verfallen, genau hinschauen, scharf nachdenken, überlegen handeln und sich niemals am Verhalten der anderen – und seien diese auch in der Mehrheit – orientieren. All das erhöht die Wahrscheinlichkeit des eigenen Überlebens in unruhigen Zeiten.

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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