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Bärlauch: Er ist wieder da!

Es ist ein festes Bärlauch-Ritual: Jedes Jahr um den 10. Februar herum schau ich nach, wie es um den Bärlauch steht. So auch heute. Und siehe da: Gut steht es. In der Borg bei Laer sprießt es bereits überall. Bei weiterhin milden Temperaturen vielleicht eine Woche noch, dann kann man schon ein paar Blätter ernten für ein erstes Pesto. In dieser Frühphase ihres Wachstums sind die Pflanzen zwar noch relativ klein und man muss sich öfter bücken, sie haben jedoch…

Nächtliche Gänge

Nächtliche Gänge schärfen die Aufmerksamkeit. Kürzlich war ich zu später Stunde in Münster unterwegs. Leere Fuß- und Radwege, einsame Straßen. Dass der öffentliche Raum nahezu menschenleer ist, lässt mir die Präsenz von Menschen seltsamerweise deutlicher werden: Taucht unvermutet doch jemand aus dem Dunkel auf, erfährt er eine Sichtbarkeit, die er im tagsüber herrschenden Trubel nicht gehabt hätte. Vielleicht, weil Begegnungen im Dunkeln immer auch eine potenzielle Gefahr für Leib, Leben oder Brieftasche darstellen? Denn wer im Dunkeln durch die Stadt…

Essen als moralische Frage

Bei Brecht hieß es noch: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Heute ist's wohl umgekehrt. Mit einer Finkenwerder Scholle auf dem Teller könnte ich mir jedenfalls mindestens zwei erhobene Zeigefinger einhandeln. Den ersten wegen angeblich gefährdeter Fischbestände und den zweiten – Achtung, Speckwürfel! – wegen der unterstellten schädlichen Auswirkungen jeglicher Tierhaltung auf Umwelt und Klima. Ein dritter Zeigefinger würde mich vermutlich auf Tierleid oder sonstiges Elend hinweisen. Solche Zeigefingerheberei findet – weil ja die Moral dahinter stimmt –…

Entfremdete Sprache versus selbstbestimmte Sprache

Unsere Sprache ist im Umbruch. Gewiss, Sprache war schon immer im Umbruch – Sprachgewohnheiten ändern sich mit der Zeit, neue Begrifflichkeiten entstehen aufgrund neuer Welterfahrung, manche Wörter geraten aus der Mode, weil sie die Lebenswelt nicht mehr spiegeln. Sprache im Zangengriff von Ideolgie und Technik Der massive Sprachumbruch unserer Tage allerdings hat andere Gründe. Er wird vor allem aus ideologischen Gründen vorangetrieben, wie es in allen totalitären Systemen schon immer üblich war und ist – hier waltet das Prinzip Neusprech…

Lebendiges Grau

Die Farbe Grau wird gern mit dem Meer in Verbindung gebracht. Oder mit der Langeweile. Abgesehen davon, dass grau eine ganz besondere Lebendigkeit hat, kennt das Meer noch viele andere Farben. Ich bin an der Ostsee aufgewachsen und muss es wissen. Die Ostsee ist schwarz bei bedecktem Himmel von der Brücke eines Schiffes aus, lichtgrün beim sommerlichen Bad, blaugrün vom Strand aus, stahlblau vom hohen Ufer aus, weiß schäumend bei Sturm, silbern glitzernd im Mondschein. Und ich kenne sie grau.…

Widerständigkeit

Der Baum ist ein schönes Sinnbild der Widerständigkeit. Ein Baum in Meeresnähe, dem steten Winddruck ausgesetzt, richtet seine Krone entsprechend aus. Über die Jahre führt der Winddruck vielleicht sogar dazu, dass sich der Baum im Ganzen etwas zu neigen beginnt. Doch der Baum bleibt stehen, fällt nicht um. Im Gegenteil: Er wächst und gedeiht im Widerstehen. Stürzt er irgendwann doch, wird dies vor allem seinem Alter geschuldet sein. So auch der Mensch. Er mag sich unter dem Einfluss der Ereignisse…

Altes Museum, neues Museum

Heimatmuseen zeigen Fundstücke aus der jeweiligen Region und vermitteln so einen Eindruck über die Geschichte einer Stadt und ihrer näheren Umgebung, über Sitten und Gebräuche, Kunst und Kultur sowie über Persönlichkeiten, die einst dort lebten und wirkten. Das macht ihren Charme aus. Man muss heute unterscheiden zwischen dem Heimatmuseum alten Typs und dem Heimatmuseum neuen Typs. Heimatmuseen sind organisch mit der Zeit gewachsen. Entstanden sind sie meist auf private Initiative von Heimatforschern, wie sie vor allem in der 2. Hälfte…

Die Magie des Sehens

Ausblick eröffnet Einblick. Ist der Ausblick beschränkt, ist es auch der Einblick. Man sieht nur einen Ausschnitt, einen Teil des Ganzen. Den Rest – also das Ganze – denkt man sich  einfach hinzu. Beim Hinzudenken kann man richtig liegen oder falsch. Hier definiert die grob in die Bretterwand geschnitzte Herzform den Ausschnitt. Sie gibt nur einen teilweisen Einblick in die Landschaft frei. Wir ergänzen die Landschaft in unserem Kopf zu einem Bild des Ganzen. Was wir dann als – zum…

Du musst auf die Uhr schauen? Warum?

Ein Gespräch in seiner Idealform ist mehr als ein bloßer zweckgerichteter Informationsaustausch. Es ist die wohl kultivierteste Form menschlichen Miteinanders. Ein solches Gespräch ist wie eine Insel der Ruhe und Erholung im unruhigen Strom der Zeiten. Es kann im Idealfall das Zeitlose tangieren – eine Sphäre, die jenseits aller Unannehmlichkeiten des Alltags steht. Wenn da nur jener Menschenschlag nicht wäre, der in der Zeitlichkeit gefangen ist und dies durch Äußerungen kundtut wie „Ich muss aber auf die Uhr schauen“ oder…

Festes wird fließend und wieder fest

Panta rhei. Gerät feste Materie ins Fließen, wird sie irgendwann auch wieder fest. Glutflüssige Lavaströme erstarren nach einer Weile.  Ähnlich verhält sich zu einem Hügel angehäufter Sand, der nach tagelangem Dauerregen ins Rutschen gerät. Die Abflussrinnen des Wassers graben sich an manchen Stellen tief ein, was dem Hügel dieses markante Aussehen verleiht, das entfernt an einen Vulkan erinnert. Setzt unmittelbar danach eine starke Frostperiode ein, erstarren die Formen wie Lava an der kühlen Luft. Zu bestaunen ist dieses Kunstwerk der…