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Bäume werden heute mit der Motorsäge gefällt. Oder – wenn es viele Bäume sind – direkt mittels Harvester. Ein Harvester arbeitet nämlich so schnell wie zehn Forstarbeiter mit der Kettensäge.

Doch beide Gerätschaften sind aufwändig in der Herstellung, energiehungrig im Gebrauch, wenig ressourcenschonend und entsprechend umweltschädlich. Wenn wir nun aber künftig alle mehr auf unseren ökologischen Fußabdruck achten sollen, bleibt kein anderer Ausweg als die Rückkehr zur Muskelkraft. Also zurück zur Schrotsäge oder gleich zur Axt. Doch Axt ist nicht gleich Axt.

Energieverbrauch

Die Produktion einer Axtklinge aus Stahl ist recht energieaufwändig und greift ebenfalls die natürlichen Ressourcen an. Bevor man sich Metalle nutzbar machte, wurden Werkzeuge grundsätzlich aus Stein gefertigt – aus Feuerstein oder aus Felsgestein vulkanischen Ursprungs. Manche diese Steinäxte wurden aufwändig poliert, andere nicht. Das Rohmaterial lag überall herum bzw. konnte per Muskelkraft zutage gefördert werden.

Ergänzt um einen Griff aus Holz, beides zusammengefügt durch Birkenpech als Kleber, entstanden erstaunlich leistungsfähige Werkzeuge, die relativ lange hielten. Freilich musste bei der Steinaxt oder dem Steinbeil auch Energie investiert werden: Die Muskelkraft bei der Herstellung und bei der Anwendung.

Experimentelle Archäologie

Experimentelle Archäologen begnügen sich nicht damit, steinzeitliche Werkzeuge zu sammeln und zu katalogisieren. Sie möchten gern wissen, wie es sich mit ihnen arbeiten ließ. Daher weiß man heute: Eichen mit einem halben Meter Durchmesser ließen sich im Laufe eines Arbeitstages fällen.

Doch der Energieeinsatz, den man mit dem Steingerät im Vergleich zur stählernen Axt benötigt, ist ungefähr fünfmal so hoch.  Und der Zeitaufwand bis zu sechsmal.

Nun wäre es noch interessant zu wissen, welche Mengen und Arten an Nahrungsmitteln erforderlich waren, um die benötigte Muskelkraft nicht nur für eine Stunde, sondern konstant über den ganzen Tag aufzubringen. Allein auf Basis von Grünfutter wäre dies wahrscheinlich nicht geglückt.

Zwar kann auch Grünfutter Muskeln aufbauen wie man bei Rindern und Elefanten sieht, doch hat der Mensch ein anderes Verdauungssystem. Hier reicht Salat nicht, hier müssen reichlich tierische Eiweiße zugeführt werden. Der Fahrer im Harvester hingegen käme wahrscheinlich auch bei veganer Ernährung gut über die Runden.

 

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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