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Was mir der Wind so sang und pfiff

Heute war ich in der Feldmark unterwegs. Ich hörte wieder einmal das mir liebe Geräusch des in den Stromleitungen pfeifenden, singenden Windes. Ich lauschte seinem Lied aufmerksam. Was der Wind mir sang und pfiff? Erste Strophe: Garstig Lied Es war ein Lied über die digitale Transformation unseres Lebens: Es wird alles herrlich bequem für dich sein – dein Kühlschrank bestellt fehlende Lebensmittel für dich, eine Drohne liefert sie dir, du bist rund um die Uhr mit allen versorgt, was du…

Schärfe

Ein Gewürz wie Chili oder Pfeffer ist scharf. Ebenso die Klinge aus Feuerstein oder Stahl oder eine zurechtweisende Antwort. Die sinnliche Wahrnehmung kann schärfer oder weniger scharf sein - je schärfer sie ist, desto mehr Eindrücke sammeln wir. Eine Argumentation kann scharfsinnig sein, dann lässt sie emotionale Einwände kaum zu. Und seit Corona wissen wir, dass der Staat sich bemüßigt fühlen kann, sogenannte Schutzmaßnahmen sogar nachzuschärfen. Aber was ist das Wesen von Schärfe? Das Gegenteil von scharf ist mild -…

Chip im Hirn: Wer lässt sich fangen?

Elon Musk plant, so ist überall zu lesen, menschliche Hirne durch die Implantation von Chips in Superhirne zu verwandeln. Das Versprechen: Unabhängig vom Smartphone & Co lässt sich mittels Chip blitzschnell, jederzeit und überall das gesamte Weltwissen abrufen, kann man mit jedem über alles kommunizieren und sich als eine Art Superintelligenz in der schönen neuen Welt bewegen. Durch das Hirnimplantat für jedermann wird der Mensch einen Riesenschritt auf dem Weg zur Überwindung all seiner Unzulänglichkeiten gehen. Der Mensch als Mängelwesen…

Bärlauch: Er ist wieder da!

Es ist ein festes Bärlauch-Ritual: Jedes Jahr um den 10. Februar herum schau ich nach, wie es um den Bärlauch steht. So auch heute. Und siehe da: Gut steht es. In der Borg bei Laer sprießt es bereits überall. Bei weiterhin milden Temperaturen vielleicht eine Woche noch, dann kann man schon ein paar Blätter ernten für ein erstes Pesto. In dieser Frühphase ihres Wachstums sind die Pflanzen zwar noch relativ klein und man muss sich öfter bücken, sie haben jedoch…

Nächtliche Gänge

Nächtliche Gänge schärfen die Aufmerksamkeit. Kürzlich war ich zu später Stunde in Münster unterwegs. Leere Fuß- und Radwege, einsame Straßen. Dass der öffentliche Raum nahezu menschenleer ist, lässt mir die Präsenz von Menschen seltsamerweise deutlicher werden: Taucht unvermutet doch jemand aus dem Dunkel auf, erfährt er eine Sichtbarkeit, die er im tagsüber herrschenden Trubel nicht gehabt hätte. Vielleicht, weil Begegnungen im Dunkeln immer auch eine potenzielle Gefahr für Leib, Leben oder Brieftasche darstellen? Denn wer im Dunkeln durch die Stadt…

Essen als moralische Frage

Bei Brecht hieß es noch: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Heute ist's wohl umgekehrt. Mit einer Finkenwerder Scholle auf dem Teller könnte ich mir jedenfalls mindestens zwei erhobene Zeigefinger einhandeln. Den ersten wegen angeblich gefährdeter Fischbestände und den zweiten – Achtung, Speckwürfel! – wegen der unterstellten schädlichen Auswirkungen jeglicher Tierhaltung auf Umwelt und Klima. Ein dritter Zeigefinger würde mich vermutlich auf Tierleid oder sonstiges Elend hinweisen. Solche Zeigefingerheberei findet – weil ja die Moral dahinter stimmt –…

Entfremdete Sprache versus selbstbestimmte Sprache

Unsere Sprache ist im Umbruch. Gewiss, Sprache war schon immer im Umbruch – Sprachgewohnheiten ändern sich mit der Zeit, neue Begrifflichkeiten entstehen aufgrund neuer Welterfahrung, manche Wörter geraten aus der Mode, weil sie die Lebenswelt nicht mehr spiegeln. Sprache im Zangengriff von Ideolgie und Technik Der massive Sprachumbruch unserer Tage allerdings hat andere Gründe. Er wird vor allem aus ideologischen Gründen vorangetrieben, wie es in allen totalitären Systemen schon immer üblich war und ist – hier waltet das Prinzip Neusprech…

Lebendiges Grau

Die Farbe Grau wird gern mit dem Meer in Verbindung gebracht. Oder mit der Langeweile. Abgesehen davon, dass grau eine ganz besondere Lebendigkeit hat, kennt das Meer noch viele andere Farben. Ich bin an der Ostsee aufgewachsen und muss es wissen. Die Ostsee ist schwarz bei bedecktem Himmel von der Brücke eines Schiffes aus, lichtgrün beim sommerlichen Bad, blaugrün vom Strand aus, stahlblau vom hohen Ufer aus, weiß schäumend bei Sturm, silbern glitzernd im Mondschein. Und ich kenne sie grau.…

Widerständigkeit

Der Baum ist ein schönes Sinnbild der Widerständigkeit. Ein Baum in Meeresnähe, dem steten Winddruck ausgesetzt, richtet seine Krone entsprechend aus. Über die Jahre führt der Winddruck vielleicht sogar dazu, dass sich der Baum im Ganzen etwas zu neigen beginnt. Doch der Baum bleibt stehen, fällt nicht um. Im Gegenteil: Er wächst und gedeiht im Widerstehen. Stürzt er irgendwann doch, wird dies vor allem seinem Alter geschuldet sein. So auch der Mensch. Er mag sich unter dem Einfluss der Ereignisse…

Altes Museum, neues Museum

Heimatmuseen zeigen Fundstücke aus der jeweiligen Region und vermitteln so einen Eindruck über die Geschichte einer Stadt und ihrer näheren Umgebung, über Sitten und Gebräuche, Kunst und Kultur sowie über Persönlichkeiten, die einst dort lebten und wirkten. Das macht ihren Charme aus. Man muss heute unterscheiden zwischen dem Heimatmuseum alten Typs und dem Heimatmuseum neuen Typs. Heimatmuseen sind organisch mit der Zeit gewachsen. Entstanden sind sie meist auf private Initiative von Heimatforschern, wie sie vor allem in der 2. Hälfte…