Heimatmuseen zeigen Fundstücke aus der jeweiligen Region und vermitteln so einen Eindruck…
Ein altes und sanierungsbedürftiges Haus gekauft? Oder einfach nur Lust, historisch-ästhetische Akzente zu setzen? Das Angebot im Denkmalpflege-Werkhof e.V. Steinfurt bietet gute Aussichten, das passende Material zu finden. Hier werden alte Backsteine gehandelt oder auch Natursteine wie der Baumberger Sandstein, uraltes Eichenständerwerk, Balken, Bohlen, Latten und Dachziegel aus dem 19. Jahrhundert oder von noch früher, Fenster, Türen, Beschläge und Fliesen aus Urgroßmutters Zeiten. All diese Baumaterialien haben eine Geschichte. Ihnen die Chance auf ein zweites Leben zu geben, ist das Anliegen des Vereins
Wo kommt es her?
Wo immer im weiten Umkreis ein altes Haus zum Abbruch ansteht, prüfen die Mitarbeiter vom Denkmalpflege-Werkhof e. V. das Material, das sonst den Weg allen Bauschutts gehen würde. Zuerst wird es gesichtet und auf Verwertbarkeit geprüft, dann gesichert und auf dem Gelände des Hofes zum Verkauf angeboten. Die Kunden sind Bauherren, Architekten oder einfach an der Regional- und Baugeschichte Interessierte. Es klingt fast schon zynisch, aber sie profitieren vom Erneuerungswahn regionaler Baudezernenten, Investoren, Häuslebauer. Denn die sorgen allesamt mit ihrem Zerstörungseifer dafür, dass immer wieder Altes, aber noch Verwertbares auf den Markt kommt.
Flechten, Moose, Backstein: Auch so eine Art Wohngemeinschaft
Gesichtsverlust
Das Gesicht unserer Städte und Dörfer verändert sich durch Bautätigkeit laufend. Genauer gesagt: Es geht verloren, wird vernichtet, verschwindet für immer. Alte, regionaltypische und das Ortsbild prägende Bausubstanz wird zerstört und durch Neubauten ersetzt, die zwar energiesparend sein mögen, doch ihre Herkunft aus Bürokratenhirnen und einem auf Mittelmaß geeichten architektonischen Schaffen nicht verleugnen können. Landauf, landab das gleiche Elend – von den Küsten der Nord- und Ostsee bis in den Alpenraum dominieren Hässlichkeit, Phantasielosigkeit und die Unkenntnis historischer Wurzeln.
Der Filmemacher Dieter Wieland hat vor allem in den 80er Jahren über das, was wir unseren Städten und Dörfern mit Neubauten antun, zahlreiche Filme gedreht und den Verfall der Baukultur dokumentiert. Seine Botschaft: Landschaft und Bauen bedingen einander, prägen sich wechselseitig. Wo diese wechselseitige Prägung unterbleibt oder gestört wird, geht der Charakter verloren – der Charakter der Landschaft, ihrer Bauten und Menschen. Die Wiederverwendung alter Baumaterialien hingegen stärkt den Charakter, stellt verloren gegangene Verbindungen wieder da, baut Identität auf.
Verwaschene, ausgebleichte Farben – doch weit von Grau entfernt
Regionale Bauweisen erkennen und erhalten
Es war durchaus nicht zufällig, dass man beispielsweise im Norden Deutschlands den Backstein favorisierte: Durch seine bauphysikalischen Eigenschaften ist der Backstein wie kaum ein anderer Stein geeignet, im beständigen Schietwetter Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Natürlich machte zuvor auch hier die Not erfinderisch: Im Norden gibt anders als in den Mittelgebirgen oder noch weiter südlich viel eiszeitliches Geschiebe, doch kaum anstehendes Gestein. Geschiebe eignet sich zwar perfekt für Kopfsteinpflaster und Befestigungsmauerwerk, doch kaum für den Hausbau. Für den wiederum brauchte man einen billigen, jederzeit verfügbaren Rohstoff. Man fand ihn in den zahlreichen Tongruben und musste ihn nur noch formen und brennen.
Alte Backsteine haben noch heute oft einen ganz besonderen Charme – nicht nur, weil Moose und Flechten auf ihnen siedeln, sondern weil sie die besonderen Charakteristika ihrer Herstellung wie beispielsweise den Torfbrand aufgenommen haben und noch immer ausstrahlen. All dies gilt es hier wiederzuentdecken: www.denkmalpflege-werkhof.de
Exterieur, Interieur – das Zusammenspiel überzeugt
Fotos: Lutz Meyer
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