Die Haselnuss zählt zu den ersten Gehölzen, die Norddeutschland nach der Eiszeit…
… sollst du dein Brot essen. Da hatte die Bibel wohl nicht ganz unrecht.
Hatte ich es schon erwähnt? Ich bin Mühlenbesitzer. Unser Haushalt besitzt sogar zwei Mühlen. Die eine ist eine altgediente Hawos mit 600-Watt-Industriemotor. Seit über 25 Jahren mahlt sie zwischen ihren Korund/Keramikmahlsteinen klaglos vor allem Roggen für unsere hausgemachten Sauerteigbrote sowie Weizen, Dinkel, Hafer und Gerste für anderes Backwerk. Die Arbeit geht leicht und schnell vonstatten, doch keineswegs geräuschlos. Der Lärmpegel liegt gefühlt irgendwo zwischen Motormäher und startendem Düsenjet, heutige Modelle sollen dem Hersteller zufolge leiser sein (ich hab übrigens soeben nachgemessen und mein Gefühl bestätigt gefunden: die alte Hawos liegt mit 93 Dezibel – gemessen in Gehäusenähe – tatsächlich zwischen lautem Motormäher (88) und startendem Düsenjet (110)).
Die Urmühle
25 Jahre sind ein stolzes Alter, das sehr für die Qualität von Mahlwerk und Motor spricht. Vor einiger Zeit gelangte ich nun in den Besitz einer noch deutlich älteren Mühle. Sie stammt aus Nordhessen und hat rund 7.500 Jahre auf dem Buckel. Sie ist der Prototyp einer jeden späteren Mühle und weist ebenfalls zwei Mahlsteine auf, wovon der obere Läufer und der untere Unterlieger genannt wird. Das Material dieser Mahlsteine ist ein stark quarzhaltiger Sandstein. Die Mahlsteine sind etwas abgenutzt, aber voll funktionsfähig.
Antrieb per Muskelkraft
Interessant ist der Motor, der nur auf den ersten Blick zu fehlen scheint. Tatsächlich wird diese Mühle mit der Muskelkraft angetrieben, die aufzuwenden ist, um das Mahlgut zwischen Läufer und Unterlieger zu zerreiben. Als Freund experimenteller Archäologie habe ich es ausprobiert: Um 1 Kilogramm Roggen zu zerkleinern, braucht man eine gute Stunde, wobei ein Teil der Arbeit darin besteht, das gemahlene Getreide alle paar Minuten sorgsam in einen Behälter zu überführen, damit es nicht verloren geht. Das Mahlen selbst geht ganz schön in die Arme. Wer so sein Mahlgut zerkleinerte, nebenbei vielleicht noch mit Pfeil und Bogen auf die Jagd ging und mit dem Steinbeil dicke Bäume umhaute, brauchte ganz sicher kein Fitnessstudio.
Folgen für die Zähne
Mit ins Mahlgut gelangt bei dieser Art von Mühle übrigens reichlich Steinabrieb – um ihre Mineralstoffversorgung brauchten unsere jungsteinzeitlichen Vorfahren sich also nicht zu sorgen. Wohl aber um den Zustand ihrer Zähne – wie man aus Schädelfunden weiß, war der nicht der beste, was nicht zuletzt daran lag, dass man mit jedem Löffel Getreidebrei und jedem Bissen Brot auch zerkleinerten Sandstein aufnahm, der seiner Mahltätigkeit treu bleibend im Mund dann nicht länger die Getreidekörner, sondern die Zähne zerkleinerte. Unsere Hawos ist da deutlich zahnfreundlicher: Korund und Keramik sind um einiges härter als Quarzsandstein, mineralischer Abrieb entsteht nicht. Ein Lob also auf den Fortschritt.
Um noch einmal zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Der Kenner hat es sofort erkannt: 1. Mose 3:19. Unsere Lutherbibel von 1912 übersetzt es so: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“
Foto: Lutz Meyer
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