Die Frage, ob es die Götter wirklich gibt oder ober sie nur…
3.
Nachhaltige Meerschweinchenhaltung
Wir nennen unsere Meerschweinchen liebevoll Meersteinchen. Wenn man die Tiere hochhebt, sind sie nämlich erstaunlich schwer. Auch die Größe ist erstaunlich. Eigentlich sehen sie eher aus wie kleine Kaninchen – und nicht wie die possierlichen Nager aus Südamerika. Vielleicht füttern wir unsere Meeris einfach zu gut. Mein neuestes Experiment heißt nämlich: nachhaltige Meerschweinchenhaltung. Wobei es mir gar nicht darum geht, besonders innovativ zu sein. Vielmehr orientiere ich mich an meinen Großeltern, die neben Hühnern, Gänsen und Ziegen auch zwei Schweine hielten, aber richtige und nicht die bunten Fellknäuel. Für die Tiere wurde so gut wie kein Futter eingekauft. Meine Oma gab ihren Schweinen sogar das Abwaschwasser (sie benutzte damals kein Geschirrspülmittel).
Heu in Serienproduktion
Bei uns war das Heu der Anfang. Wenn von den täglichen Grassportionen etwas übrig blieb, habe ich es getrocknet. Mittlerweile funktioniert die Heuproduktion so zuverlässig, dass ich seit fast fünf Monaten keinen Halm Heu mehr kaufen musste. Ebenfalls getrocknet werden: Minze, Salbei, Basilikum, Petersilie und ähnliche Küchenkräuter. Momentan pimpe ich damit das (getreidefreie) Trockenfutter. Im Winter erhalten die Meerschweinchen die getrockneten Kräuter als Leckerei zwischendurch.
Delikatesse Apfelbaumzweig
Außerdem stürzen sich die beiden Böckchen immer heißhungrig auf die kleinen Möhren samt Kraut, die aus dem Beet müssen, um Platz für dicke Mohrrüben zu schaffen. Wenn es mal Apfel gibt, dann die Schale oder jetzt im Spätsommer Fallobst. Vom Apfelbaum direkt schneide ich die Seitentriebe ab. Unsere zwei Nager lieben Obstbaumzweige (ausgenommen Sauerkirsche) und ich muss die dünnen Äste nicht in die Biotonne schnippeln.
Meeris als Unkrautvernichter
Ebenfalls ins Gehege statt in die Tonne kommt bei uns ein Teil des aus den Beeten gezupften Unkrauts: Giersch, Löwenzahn, Klee und Hirtentäschel nehmen die Meeris besonders gerne. Ab und an muss auch der Gartenbambus gekappt werden oder Nachbars Haselnussstrauch, der über die Grundstücksgrenze ragt. Beides werfe ich direkt zu den Meerschweinchen, die sich jedes Mal sofort darüber her machen. Genauso wie über Erdbeerranken und das Gras, das nach dem Mähen noch an den Kanten mit der Hand gestutzt wird.
Mehr Arbeit, aber auch mehr Freude
Jetzt im Frühling und Sommer läuft die Selbstversorgung also super – vielleicht schon zu gut, der Figur der Meeris nach zu urteilen. Für den Winter muss ich noch weiter kreativ werden und die Haltung selbst verursacht noch zu viel Müll. Zwar verwerte ich die Prumel aus den Gehegen direkt weiter als Dünger für Gemüsepflanzen und Blumen, doch das Einstreu landet im Biomüll. Für einen eigenen Kompost bietet unser Garten nicht genügend Platz. Einzig bei der Gehege-Einrichtung konnte ich bisher improvisieren: Aus Holzresten lassen sich Häuser bauen, aus Wollresten Heunetze häkeln und aus z. B. einer alten Fleecejacke eine Hängematte nähen.
Zwar macht eine nachhaltige Meerschweinchenhaltung mehr Arbeit, doch es lohnt sich. Natürlich für die Umwelt, doch den sichtbaren Nutzen hat man unmittelbar, wenn die Nager neugierig ein neues Holzhäuschen erforschen, sich heißhungrig auf duftendes Heu stürzen oder quiekend am Gehegerand stehen, um das gezupfte Unkraut direkt aus der Hand zu fressen.
Foto: Nicole Hein
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