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Die schlichter gestrickten unter den Vegetarieren und Veganern glauben tatsächlich, den Stein der Weisen gefunden zu haben: Einfach Weidefläche in Anbaufläche umwandeln und schon klappt das mit der Welternährung – ganz ohne Tiere, ganz ohne durch rülpsende und furzende Viecher freigesetztes Methan, ganz ohne  Klimawandel und mit ganz viel gesunden Feldfrüchten für alle.

Eine schöne Vision voller Mitgefühl für die animalische Kreatur, die geschundene Natur und die Hunger leidende Welt. Doch leider auch das, was frühere Generationen etwas abschätzig eine Milchmädchenrechnung nannten. Denn Land, das dem Vieh Nahrung spendet, taugt nur selten für den Anbau von Getreide, Rüben und Salat. Und umgekehrt wird kein Bördebauer seinen kostbaren Zuckerrübenboden für die Viehhaltung hergeben.

Land so, Land anders

Weideland, das ist zum Beispiel Salzwiesenland. Das bringt zwar schönes, saftiges Gras hervor, ist jedoch für den Ackerbau oft nur bedingt geeignet. Oder die Endmoränenlandschaft an der Ostseeküste: steile, ruppige, kleinräumige Hügel – nicht nur kaum zu beackern mit schwerem Gerät, sondern vor allem auf den Hügellagen oft unter seit Jahrtausenden währenden Erosionsprozessen leidend: Der Regen spült die fruchtbare Bodendecke einfach talwärts. Was bleibt, sind relativ karge Flächen, ausreichend für die Weide. Deshalb ist die eiszeitlich geprägte holsteinische Ostküste auch seit jeher für ihre Weidewirtschaft bekannt. Und die Insel Fehmarn, klassisches hügelfreies Grundmoränenland, das erosionsarm und platt wie ein Blatt Papier in der Ostsee liegt, war immer für seine reichen Ackerböden bekannt, nicht aber für die Viehhaltung.

Gras fressen?

Wir können also festhalten: Weideland ist kein Ackerland. Und Gras, wie es auf Weideflächen gedeiht, ist für den Menschen nicht verdaubar. Gras wird erst dann für die menschliche Ernährung nutzbar, wenn es durch Tiere wie Rinder in saftiges Muskelfleisch umgewandelt wurde. (Aber vielleicht sind Veganermägen anders konstruiert? Grasen die womöglich schon irgendwo? Ich bitte um Bildbelege!)

Und noch etwas ist zu bedenken: Würde man die Viehhaltung beenden aus ökologischen oder gar moralischen Gründen, hätte man im Nu ein noch viel größeres moralisches und auch versorgungstechnisches Problem: Durch den Wegfall energiereicher tierischer Lebensmittel käme die Menschheit rasch in eine bedenkliche Lage. Das könnte dann enden wie in Soylent Green

 

Foto: Lutz Meyer

 

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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