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Das jungsteinzeitliche Langbett Krausort (auch Kronsteinberg) liegt bei Großenbrode unweit der Fehmarnsund-Brücke. Mit rund 100 Metern Länge ist das der Trichterbecherkultur (ca. 3.500 bis 2.800 v. Chr.) zuzurechnende Megalithgrab eines der größten im Lande. Ein Großteil der Steine ist weitgehend unter Sträuchern und Gehölzen verschwunden, doch der im Norden stehende, mit Flechten überwachsene Wächterstein ist sehr markant. Bei meinem Besuch letzte Woche kreisten vier Rotmilane über der Anlage.

Worüber wacht ein Wächterstein?

Bewacht ein Wächterstein die Toten und schützt die Totenruhe vor zudringlichen Besuchern? Oder schützt er die Lebenden, indem er ein Entweichen möglicherweise rachsüchtiger Totengeister verhindert? Vielleicht wacht er auch einfach nur über die denkmalgeschützte Anlage. Das erscheint auch dringend erforderlich, wird das Südportal des geplanten Fehmarnsund-Tunnels (die Fortsetzung des bereits in Bau befindlichen Fehmarnbelt-Tunnels) dem altehrwürdigen Bauwerk doch unangenehm nah auf den Leib rücken.

Projekt des Größenwahnsinns

Bereits heute ist der Verkehrslärm der ca. 600 Meter westlich auf die Fehmarnsund-Brücke zulaufenden B 207 zumindest bei östlichen Winden oder Windstille störend. Doch wenn der größenwahnsinnige vierspurige und doppelgleisige Ausbau kommt, wird auch der Rest der kontemplativen Ruhe dahin sein.

Etwas östlich vom Langbett wiederum liegt ein derzeit noch ruhiger, recht einsamer Badestrand (einsam wohl deshalb, weil der nächstgelegende Parkplatz einige Hundert Meter entfernt ist und hier weder Würstchenbude noch Surfbrettverleih nerven). Auch dieser Strand wird seinen Charme verlieren, wenn das Tunnelbauwerk die teils erhofften, teils befürchteten Verkehrsausströme hervorwürgen und ausspeien bzw. in sich einsaugen wird. Ob die Rechnung der Verkehrsplaner aufgeht? Werden die Verkehrsströme von und nach Skandinavien auf dieser Route wirklich so stark anschwellen, dass das Ungetüm sich rechnet?

Dauer wem Dauer gebührt

In einem Punkt darf man sich sicher sein: Die heute schon fünftausend Jahre alten Überreste des Langbetts wird es wohl noch geben, wenn das verkehrstechnische Monstrum längst verfallen, verschüttet und vergessen sein wird.

Fotos: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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