Auf Würde antwortet man mit Respekt. Während mein Respektometer beispielsweise beim derzeit…
Beim Betrachten einiger fossiler Haifischzähne: Litten ihre Besitzer wohl auch schon unter Zahnstein? Dass heute lebende Menschen wie auch Hunde Zahnstein haben können, weiß man. Zahnstein ist mineralisierter Zahnbelag, den man zu entfernen versäumt hat.
Doch unter welchen Umständen bildet sich Zahnbelag? Liegt es an der ungesunden Ernährung, die wir unseren Zähnen und denen unser vierbeinigen Freunde zumuten? Zahnbelag ist kein Zivilisationsphänomen, sondern kam auch schon bei unseren steinzeitlichen Vorfahren vor und ist selbst bei wildlebenden Tieren nicht unbekannt.
Ob Zahnstein oder andere Zahnprobleme: Es lang immer schon auch an der Nahrung. Pflanzen, die viel Zucker enthalten, können Karies verursachen. Das Kauen von Knochen kann den Zahnschmelz beschädigen – Zähne brechen ab. Es ist vertrackt. Essen ist nicht gut für die Zähne. Aber nicht zu essen wohl auch nicht.
Zurück zum Hai. Haie, so weiß man, sind – was Zähne angeht – von der Natur begünstigt: Haizähne wachsen ständig nach. Ist ein Zahn hinüber, rückt der nächste nach. Mehrere komplette Zahnreihen sind im Kiefer angelegt. Dagegen ist der Mensch mit seinem einmaligen Zahnwechsel geradezu ein Mängelwesen, was ihn aber immerhin zur Erfindung von verschiedenen Formen des Zahnersatzes veranlasst hat.
Zähne wie Sand am Meer
Weil der Hai so verschwenderisch mit Zähnen ausgestattet ist, findet man heute auch so viele versteinerte Haifischzähne. Etwa im niederländischen Cadzand, einem ansonsten recht trostlosen Touristenort nahe der Grenze zu Belgien. Bei einem Strandspaziergang ist es kaum zu vermeiden, im Sand auf fossile Gebissüberreste zu stoßen. Ihr reiches Vorkommen erklärt sich zum einen durch die massiven Sandaufspülungen, die hier nach der Sturmflut von 1953 erforderlich wurden. Zum anderen durch die Gezeiten – das Wechselspiel von Ebbe und Flut transportiert die Fossilien aus dem Gebiet der Westerschelde weit hinaus aufs Meer, von wo aus sie mit Fluten und Sturmfluten dann leicht westwärts versetzt wieder an Land gelangen.
Noch im 17. und 18. Jahrhundert hielt man versteinerte Haifischzähne entweder für Natternzungen oder aber für Naturspiele. Als Amulette gegen böse Nachrede waren sie bereits im Mittelalter sehr begehrt gewesen. Dass die Erde wirklich steinalt ist und die einstigen Träger dieser Zähne die Meere bereits vor vielen Millionen Jahren auf Nahrungssuche durchstreiften, lag außerhalb jeder Vorstellungskraft.
Und um noch kurz die Eingangsfrage zu klären: Wenn jene Haie jemals unter Zahnstein litten, dann wenigstens nicht lange.
Foto: Lutz Meyer
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