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Nicole Hein

Nun war ich mal dran. Nach so vielen Jahren, in denen ich stets auf der einen Seite des Tisches gesessen habe und mein Interviewter auf der anderen Seite, habe ich die Seite gewechselt. Für einen Beitrag in der Rheinischen Post war ich die befragte Person. Es war ein komisches Gefühl. Ich habe zu viel erzählt, zu schnell geredet und ich habe ein wichtiges Detail vergessen. Falls ich noch mal die Gelegenheit zu einem Interview haben werde, weiß ich, was ich anders machen würde. Außerdem werde ich in Zukunft als Journalistin auf einige Punkte achten, die mir vorher nicht so bewusst waren.

Wer stellt hier die Fragen?

Ein Autohändler fährt selbst ein Auto, ein Verkäufer kauft ein, eine Lehrerin war selbst Schülerin oder hat eigene Kinder in der Schule und sogar eine Ärztin ist selbst gelegentlich krank. Bei Journalisten ist es so, dass sie nur ausnahmsweise selbst befragt werden. Es sind immer sie, die Fragen stellen. Warum ändert man das eigentlich nicht? Ich finde, in der Journalistenausbildung sollte jeder selbst mal „auf der anderen Seite“ des Tisches sitzen. Erleben, wie es ist, erzählen zu müssen und zu fühlen, wie es ist, das Erzählte veröffentlicht zu sehen. Wenn ich Kurse für Journalistenschüler geben würde, hätte ich das fortan als Standard im Programm.

Was ein Interview als kleines Steinchen doch alles ins Rollen bringen kann.

Bleibt noch offen, weshalb ich in der Rheinischen Post war: Weil ich wegen des Corona-Leerlaufs angefangen habe, Kinderbücher zu schreiben. Ende August veröffentlicht ein Verlag mein Erstlingswerk „Einfach schöne Vorlesegeschichten. Über einen Wolf, der sich vor Schafen fürchtet, Gurkenmäuse und eigensinnige Hexen“.

 

Foto: Lutz Meyer

 

 

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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