Als die Nationalsozialisten 1937 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ Werke von Künstlern…
Corona sorgt für Langeweile. Alle Apps haben längst ihren Reiz verloren, alle Brett- und Kartenspiele sind gespielt, alle Puzzles sind gelegt. Der Bücherstapel ist durchgeackert, die Glotze aus Verdruss stillgelegt. Spazieren waren wir auch schon öfter und die Ostereier wurden vor Tagen bereits versteckt. Was also tun?
Befassen wir uns doch mit dem Nächstliegenden. Mit Klopapier zum Beispiel. Nicht etwa zu profanen und ethisch verwerflichen Zwecken des Hamsterns und Hortens wie die meisten Menschen heute, sondern um aus einer einzigen ordinären Rolle Klopapier gleichsam einen ganzen Kosmos abzuwickeln.
Das Gute: Die Klopapierrolle als solche bleibt dabei unangeastet und als wertvolle Ressource für ihre spätere sachgemäße Verwendung reserviert. Das Wort „Klopapier“ allein reicht für ein amüsantes Gesellschafts- oder Familienspiel schon aus. Die Spielregeln sind denkbar einfach und laden zum Improvisieren ein.
Erster Schritt
Man kann das Spiel allein oder zu mehreren spielen (bei Kontaktverbot: Videokonferenzen sind auch außerhalb des rein Geschäftlichen sehr en vogue derzeit). Nun nehme man ein nicht allzu kurzes Wort – hier exemplarisch eben das Wort „Klopapier“.
Zweiter Schritt
Alle Mitspieler suchen nun nach langen und kurzen, seltenen und häufigen, skurrilen oder auch gewöhnlichen Wörtern, die sich im Wort Klopapier (oder auch einem beliebigen anderen Wort) verstecken. Zuerst fallen einem natürlich Klo und Papier ein. Doch alsbald schon ergießt sich ein wahrer Sturzregen von Wortfunden über die Runde. Der Alk kommt hinzu, die Loipe, der Pier und die Lake. Das Spiel ist auch für eingebildete Bildungsbürger nicht uninteressant: Klio, die Muse der Heldenpreisung, ist nämlich ebenso dabei wie Loki, Erzschelm, Trickster und göttlicher Teilzeitfiesling aus der germanischen Mythologie. Die Fundworte werden notiert für den dritten Schritt. Der folgt, sobald die Teilnehmer der Meinung sind, das Wort weitestgehend ausgepresst zu haben.
Dritter Schritt
Jetzt wird es spannend. Und es bieten sich mehrere Varianten an. Aufgabe: Es wird eine Geschichte erzählt, bei der die aus dem Wort „Klopapier“ ausgewickelten Wörter vorkommen müssen. Entweder bekommt jeder einen Vorrat von sagen wir 15 oder 20 Wörtern zugeteilt, aus dem er seine eigene Geschichte entwickeln muss. Oder jeder darf auf alle Wörter zugreifen und seine Geschichte im Stillen für sich ausspinnen (Zeitrahmen: 10 Minuten).
Auch das Spielmodell „Ein Satz gibt den anderen“ geht: Reihrum trägt jeder Mitspieler seinen Satz bei, in dem eines der gefundenen Wörter vorkommen muss – natürlich muss die Geschichte einen Zusammenhang erkennen lassen. So gilt es, manche scharfgratige steinerne Klippe der Sinnlosigkeit und Gedankenleere zu umschiffen.
Man darf die Wörter natürlich gern öfter verwenden, schließlich ist Recycling heute angesagt. Man schippert dann die Loire runter, begibt sich in einem uralten Opel nach Rio, findet gemeinsam mit Papi und Opa einen Opal, der seltsam opak erscheint. Und weiter geht’s zum Pol, wo dann… Am Ende der Geschichte sollte auf jeden Fall das Wort „Klopapier“ stehen – so kehrt alles zu seinem Ursprung zurück.
Aber ich will deiner Geschichte nicht vorgreifen.
Natürlich kann man die Geschichten, die so entstehen, einfach nur für den Augenblick genießen. Man kann sie aber auch aufschreiben oder aufnehmen. Sicher ist, dass dieses Spiel die Fantasie und Sprachbildungskraft jedes Mitspielers kräftigt und für neue Herausforderungen ertüchtigt. Und als Preis für die lustigste oder originellste Geschichte winkt in diesem Fall – eine Rolle Klopapier. Denn die war noch nie so wertvoll wie heute. Eine wahre Volksaktie unter den Wertpapieren!
Foto: Lutz Meyer (die abgebildete Sammlung von Klopapier-Derivaten erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit)
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Opa in Rio
In Rio ging Opa spazieren. Er kam an eine Klippe. Dort stand ein Klo, das eine Klappe hatte. „Passend für meinen Po!“, sagte Opi und tanzte eine Polka namens „Loki“. Dann öffnete er die Klappe, die dabei laut Plop machte. Vor Schreck fiel Opa auf seinen Po und rief laut „Opak!“. Er rappelte sich auf, um sich endlich auf das Klo zu setzen. Mit der einen Hand stütze er sich ab, mit der anderen zog er Klopapier, einen Pokal und sein Handy unter der Kappe, die er auf dem Kopf trug, hervor. Er öffnete eine App und reimte einen Rap. Dazu sang er: „Klopapier, bleibe hier! Du bist so wertvoll wie ein Opal!“ Als er fertig war, ging er zum Pier, wo er ein Ei fand. Er nahm es mit nach Haus und aß es auf – was doch klar war.
Also das ist schon mal gar nicht so schlecht – inzwischen hab ich aber die Regeln geändert. Das Wort Klopapier muss jetzt am Ende vorkommen – aber das dicke Ende kommt ja vielleicht in eurer Geschichte noch 🙂