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In einer Kiesgrube blüht einem so manche Überraschung. Hier neben einer Nachtkerze ein stattlicher wilder Fenchel. Aus der Urform sind durch Züchtung der Gewürzfenchel und der Gemüsefenchel entstanden. Fenchel wurde schon in der Antike als Arzneipflanze und Küchengewürz gleichermaßen geschätzt. Sein Ursprung liegt in Kleinasien sowie im Mittelmeerraum.

Als Arzneipflanze setzt man ihn auch heute noch gegen Hustenreiz und Verdauungsbeschwerden ein. Und weil so mancher Krankheit ein böser Geist innewohnt, diente der Fenchel auch dem magischen Abwehrzauber gegen dunkle Mächte. Lässt man das Helle, Strahlende, geradezu Lodernde dieses imposanten, mannshohen Gewächses auf sich wirken, wird der Glaube an seine Kraft unmittelbar nachvollziehbar.

Der Fenchel gab auch einem geschichtsträchtigen Ort seinen Namen: Marathon heißt im Altgriechischen nichts anderes als Fenchel bzw. Fenchelfeld. Dort, beim Ort Fenchelfeld, fand im Jahr 490 v. Chr. eine Schlacht zwischen den Athenern und den Persern statt. Berühmt geworden ist sie nicht nur durch den Sieg Athens, sondern vor allem durch den Meldeläufer, der nach dem Sieg die frohe Kunde nach Athen brachte.

Und noch ein Bezug zum alten Griechenland: Der in voller Blüte stehende Fenchel ähnelt einer lodernden Fackel. Im Mythos stahl Prometheus den Göttern das Feuer vom Olymp, um es den Menschen zu bringen. Hierfür benutzte Prometheus eine Fackel aus dem Stängel des Riesenfenchels. Feuer bringt das Mark der Pflanze zum Erglühen, die Glut erlöscht auch bei Wind nicht – der Fenchel war sozusagen das Zippo der Antike. Prometheus musste für den Raub des Feuers bekanntlich schwer büßen.

 

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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