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Gestern Abend auf Arte: Gegen den Strom. Eine isländische Ökoterroristin (oder wie man heute politisch korrekt sagt: Umweltaktivistin) geht gegen die Aluminiumindustrie ihres Heimatlandes vor, indem sie die Hochspannungsleitungen kappt. So will sie die Öffentlichkeit auf ein Problem aufmerksam machen. Pfeil und Bogen erweisen sich bei ihrem Tun als ein ebenso einfaches wie effizientes Sabotagewerkzeug. In der Tat können auch komplexe Systeme mit einfachen Mitteln lahmgelegt werden. Steinschleudern und selbst der sprichwörtliche Sand im Getriebe mögen in anderen Situationen ähnlich nützliche Dienste leisten.

Der Hintergrund des Films dürfte vielen Zentraleuropäern gar nicht bekannt sein: Island ist tatsächlich ein global bedeutender Aluminiumproduzent – und das, obwohl es dort gar keine Bauxitvorkommen gibt. Bauxit, der für die Aluminiumproduktion benötigte Rohstoff, hat einen langen Weg hinter sich, ehe er in Island verarbeitet wird. Die größten Bauxitvorkommen weltweit finden sich bekanntlich in Australien, China, Brasilien, Indien.

Was Island aber im Überfluss bieten kann, ist billig erzeugte Energie: Von den Gletschern gespeiste Flüsse werden aufgestaut, um mithilfe von Wasserkraft Strom zu gewinnen. Weil die Aluminiumerzeugung extrem energieintensiv ist, wird Energie in großer Menge benötigt – und zwar zu möglichst geringen Kosten. Dann lohnt sich auch der Bauxittransport vom anderen Ende der Welt.

Die für die Energieerzeugung benötigten Wasserkraftwerke führen zu einer großflächigen Naturzerstörung mit weitreichenden Folgen. Die Natur wird auch hier den Interessen internationaler Konzerne geopfert. Die Zahl der gewonnenen Arbeitsplätze hingegen ist überschaubar. Nach außen hin präsentiert sich das Land wie gehabt als Land der Vulkane und Gletscher, der Thermalquellen und einer unberührten Natur – die Touristenzahlen steigen.

Der Film zeigt nun, wie es einem einzigen Menschen gelingen kann, gegen übermächtige Wirtschaftsinteressen vorzugehen. Die benötigten Mittel sind primitiv. Darüber hinaus braucht es nur einen festen Willen und Wagemut.

 

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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