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Kiel, 30. Juli 2019 Vor der Hitze geflüchtet, habe ich mich am Ausgang der Förde Richtung Bülker Leuchtturm auf einer Steinbuhne niedergelassen. Zwar nicht im Schatten, wie es geraten erscheint (es gibt hier keinen), doch ein frischer, kühlender Wind weht von See her, 5 bis 6 Beaufort, in Böen mehr. Die Hitze ist hier nicht mehr spürbar. Ich schließe die Augen, lausche den Wellen, vergesse alles um mich herum.

Plötzlich ein kalter Schauer – eine Gischtfahne hat mich voll erwischt (und erfrischt). Es schmeckt salzig. Es fühlt sich gut an. Ich bleibe und lasse es ein paar Mal geschehen. Ungefähr jede fünfundzwanzigste Welle ist kräftig genug, um mich in eine Gischtwolke zu hüllen. Im Zusammenspiel mit der Nässe kühlt der Wind noch besser.

Die Hitze ist komplett vergessen – mit ihr leider auch das Zentralgestirn, von dem sie maßgeblich ausgeht. Die Wassertropfen auf der Haut scheinen eine Brennglaswirkung zu entfalten. Die Haut spannt sich. Der Blick später in den Autospiegel offenbart eine leuchtende Stoppschild-Röte in meinem Gesicht. Ich hätte es wissen müssen. Unvernunft kennt keine Altersgrenze.

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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