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Lüneburger Heide

Wenn Steine reden könnten … (Teil 1)

… dann würde dieser weiße Mauerstein von dem satten Blobb berichten, mit dem er im schwarzbraunen Morast versunken ist. Glaubt man den alten Geschichten vom Moor, in dem der Heidesee bei Gifhorn einst entstanden ist, dann glitt der rechteckige Stein tiefer und tiefer, bis er schließlich auf einem weichen Untergrund liegen geblieben ist. Doch der Stein kann nicht reden und folglich weiß niemand, wie tief der Morast tatsächlich ist. Überhaupt sollte in der Mitte des Heidesees kein wässriger Schlamm sein, sondern Wasser. Kaffeebraunes Wasser, auf dessen leichten Wellen ein paar Enten schaukeln. Ringsum ein paar Kiefern und Birken, Heidekraut und ein schmaler Pfad, der sich am Ufer entlang schlängelt. Doch selbst den sandigen Weg muss man heutzutage suchen. Die Sitzbänke sind verfallen und wo früher das Ufer ins Schilfgras überging, stehen jetzt Bäume und Büsche. Der Heidesee ist verschwunden.

Paddelboot fahren auf dem Heidesee

Wann und wie er entstanden ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ältere Gifhorner sind der Meinung, der an der B 188 gelegene See sei ein Überbleibsel des Torfstechens. Auf Wikipedia steht, er hätte sich während der Eiszeit gebildet. Sicher ist nur, dass der See keine Quelle besitzt, sondern sich aus Grund- und Regenwasser speist. Schon vor dem 2. Weltkrieg war er ein beliebtes Ausflugsziel. Am vorderen Ufer eröffnete um 1938 das Heideseelokal, das eine große Terrasse zum See hin hatte. Im Sommer saß man dort, aß Kuchen, trank Kaffee oder fuhr mit dem Paddelboot bzw. später dem Tretboot übers Wasser. Im Winter zogen Klein und Groß mit Schlitten und Schlittschuhen auf die weiten Eisflächen. Da der Heidesee nie besonders tief war, fror er relativ schnell zu.

Der Heidesee: Ein Lost Place

In den folgen Jahren wurden zwar die Besucher aus der Ferne weniger, doch für die Leute aus der näheren Umgebung war er immer noch ein gern gesehener Erholungsort. 2011 schloss das Heideseelokal, danach blieb das Gelände sich selbst überlassen. Mit jedem Jahr holte sich die Natur ein Stück mehr zurück – bis schließlich zwei aufeinander folgende Dürre-Sommer dazu führten, dass der See ausgetrocknet und vom Ufer her zugewachsen ist.

Fotos: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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