Auf Würde antwortet man mit Respekt. Während mein Respektometer beispielsweise beim derzeit…
Wer etwas mit jemandem teilen möchte, schickt heute meist irgendwelche Links durch die Gegend. Eine ganz andere Art des Teilens findet statt, wenn ich mit wachen Sinnen an einem Frühlingstag durch die Natur streife.
Ich sehe die filigran gestalteten Blüten des Apfelbaums, nehme ihren Duft wahr, höre die Bienen summen. Ich spüre die wärmenden Strahlen der Sonne, höre die Vögel, rieche das frische Gras und sehe den blauen Himmel. In der Ferne einer Kinderlachen. Da teilt sich die Fülle einer Welt mit, die völlig unabhängig von iPhones existiert.
Wahrnehmung
Diese Art der Mitteilung braucht keine Geräte, kein Netz, keinen Strom – nur die auf Empfang gestellten Sinnesorgane eines zufällig anwesenden Menschen, der diese Fülle wahrnimmt und sie in ihrer unendlichen Tiefe würdigt. Unendlich ist die Tiefe, weil sie universale Gesetze berührt – den kosmogonischen Eros zwischen Tier und Pflanze etwa und den weit über jeden biologischen Nützlichkeitsaspekt hinausreichenden Zauber des Duftes.
Über den Moment hinaus
Dieses Würdigen bedarf keiner Worte, wie denn auch die inneren Bilder, die sich bei der Wahrnehmung einstellen, kaum mitteilbar sind (außer im Gedicht vielleicht). Sie sind da für den Moment, erschließen das Sichtbare, Hörbare und Riechbare in allen Dimensionen. Sie lagern sich ein in das Gedächtnis des wahrnehmenden Menschen, bestehen dort über die Dauer des Augenblicks hinaus und vergehen erst, wenn das Bewusstsein erlischt.
Foto: Lutz Meyer