Skip to content

Steine – dem Bauern wie dem Badenden mitunter lästig, doch ansonsten harmlos? Wer so denkt, hat die wahre Natur eines Steines nicht erkannt. Immerhin waren Steine die ersten  Waffen der Menschheit und sind damit direkte Vorläufer der Atomrakete.

Womit erschlug Kain den Abel? Mit einem Stein. Womit streckte David den Goliath nieder? Mit einem Stein. Steine sind – religionsgeschichtlich verbürgt – gefährliche Gegenstände. Das betrifft nicht nur die graue Vorzeit, sondern auch uns Heutige. Jederzeit können Steine mörderische Impulse auslösen – wenn etwa Neid, Missgunst oder Gier Lust auf den Edelsteinschmuck der Gattin des Nachbarn machen. Oder wenn ein Sammler scharf ist auf den Jahrhundertfund seines Sammlerkollegen – Steine sprechen niederste Instinkte an.

Doch auch ohne den Umweg über die Psyche sind Steine lebensgefährlich. Man denke an den Steinschlag im Gebirge. Und Meteoriten genannte Steine aus den Tiefen des Universums könnten bei hinreichender Größe und passendem Einschlagwinkel gar die ganze Menschheit auslöschen – auf einen Schlag. Und wie viele Schiffe sind nicht schon an steinernen Riffs gescheitert und mit Mann und Maus untergegangen? Wahrlich, Steine sind eine Geißel der Menschheit.

Wer gar mit Steinen arbeitet, ist ständig in Lebensgefahr: Schon mancher ambitionierte Feuersteinschmied wurde dank der schrapnellähnlichen Wirkung abgesprengter, skalpellscharfer Flintfragmente zum chirurgischen Notfall. Und wer als Steinschleifer den Steinstaub einatmet, könnte fürs gleiche auch Asbest inhalieren.

Selbst im wohlverdienten Urlaub, wenn wir nichts Böses ahnend an der Uferlinie lustwandeln und den Boden nach interessanten Funden absuchen, täuschen sie uns auf hinterhältigste Weise. Wie leicht wird Bernstein mit brandgefährlichem weißem Phosphor verwechselt, wie leicht fallen wir auf steinähnliche, hochgefährliche Schießbaumwolle herein. Munitionsrückstände, die sich als Steine tarnen – wie infam! Und sind nicht manche Steine sogar von Natur aus giftig? Minerale, die Schwermetalle wie z.B. Antimon, Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel oder Quecksilber enthalten, können, wenn wir sie versehentlich einatmen oder aufessen, eine toxische Wirkung entfalten.

Und selbst im Alltag bedrohen sie uns auf Schritt und Tritt – als Stolperstein auf Feldwegen. Oder als schwere Last, die eine Sammlervitrine völlig überraschend zusammenbrechen lässt und den Sammler unter sich begräbt.

Höchste Zeit also, Steine zu verbieten, vor allem deren privaten Besitz. Zumal sie bestimmt auch irgendeinen verheerenden Einfluss auf den Klimawandel haben und im Kern die falsche weltanschauliche Gesinnung vertreten. So verbleibe ich gespannt wartend auf #aufkreisch.

 

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar