Die Frage, ob es die Götter wirklich gibt oder ober sie nur…
„Münsterländer Parklandschaft“ ist ein Begriff, mit dem die regionale Tourismuswirtschaft seit jeher für Aufenthalte im Münsterland wirbt. Wer noch nie hier war, denkt bei „Parklandschaft“ vermutlich an ein weitläufiges, leicht hügeliges Gelände, aufgelockert durch Hecken, Sträucher, kleine Baumgruppen und hier da ein lieblich in die Landschaft eingebettetes Gewässer. Oder man denkt an die rund 100 Schlösser und Schlösschen, mit denen das Münsterland aufwarten kann und von denen ja ein jedes von einem mehr oder minder großen Park umgeben ist – verknüpft man diese in die Landschaft eingestreuten Parks miteinander, erhält man eben eine Parklandschaft. Beide Vorstellungen sind falsch, leider.
Giftgrüne Parklandschaft
Beim raschen Durchfahren dieser Landschaft entsteht durchaus der Eindruck einer in sattes, lebendiges Grün getauchten Landschaft. Doch sobald man etwas langsamer fährt oder wandert und genauer hinschaut, erweist das üppige Grün sich als landwirtschaftliche Monokultur, bei der das energiereiche Vieh- und Biogasanlagenfutter Mais überwiegt. Der zu Höhen von deutlich über zwei Metern aufschießende Mais verträgt reichlich Gülle und verlangt nach intensivem Spritzmitteleinsatz. Beides ist der Grundwasserqualität, dem Boden und natürlich auch der Tier- und Pflanzenwelt sowie der menschlichen Gesundheit abträglich. Man könnte dieser Landschaft das Prädikat „Grüner Chemiepark“ verleihen.
Gewerbeparklandschaft
Doch die „Münsterländer Parklandschaft“ lässt sich auch als Gewerbeparklandschaft deuten. Kein Städtchen, kein Dorf, das sich von seinen Rändern aus nicht mit Wohn- wie auch mit Gewerbeansiedlungen weit in die Landschaft hineinfräße. Und in der Landschaft selbst dann unzählige große Mastställe und Biogasanlagen, denn auch die Bauernhöfe sind heute vor allem kleine Industriebetriebe mit entsprechendem Fuhrpark, sind durch Stein und Beton geprägtes Gewerbe. Eine stark ausgebaute Infrastruktur – Straßennetze, Hochspannungsleitungen – verstärkt diesen Eindruck noch.
Windparklandschaft
Als drittes konstituierendes Element kommen die wuchernden Windparks hinzu. Bereits heute gibt es kaum einen Flecken im Münsterland, von dem aus man nicht mindestens ein Dutzend riesiger Windkraftanlagen sähe. Und es wird im Namen einer deutlich zu kurz gedachten Energiewende weiterhin kräftig ausgebaut. Leider dehnen sich die Windräder nicht nur in der Fläche aus, sondern wachsen auch in die Höhe. Sie werden immer größer, für das Landschaftsbild prägender. Direkt und indirekt prägender: Windkrafträder führen nachgewiesenermaßen zu teilweise dramatischem Artenverlust, der dem grünwählenden Städter jedoch verborgen bleibt, wohnt er doch außerhalb der Sichtweite dieser von ihm geschätzten Anlagen.
Und weil die in den Rotorblättern verbauten Werkstoffe u. a. durch Blattkantenerosion freigesetzt werden und teilweise eine krebserregende Wirkung haben, weisen sie neben den bereits bekannten gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor allem durch Infraschall und Schattenwurf weitere erhebliche Risiken für die in der Landschaft lebenden Menschen und Tiere auf (siehe z. B. Frank Hennig, Klimadämmerung,. S. 94: „Epoxidsysteme bestehen fast zur Häfte aus östrogenähnlichen Verbinndungen, zum Beispiel Bisphenol-A, die schon in geringen Konzentrationen im Mikrogrammbereich krebsereregend sind.“). Windparks verstärken also die „Grüner Chemiepark“-Gefahren landwirtschaftlicher Monokultur nochmals erheblich.
Wer sucht, findet manchmal auch
Windparks, Agrar-Chemieparks und Gewerbeparks machen also den Parkcharakter des Münsterlandes aus. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie sind Landschafts- und Naturzerstörer ersten Ranges.
Andererseits sind Parkanlagen per se nun mal keine Naturlandschaft – selbst englische Landschaftsparks, die sozusagen eine idealtypische Natur darstellen wollen, sind Kulturlandschaften. Doch auch von einer Kulturlandschaft in diesem Sinn ist im Münsterland heute nicht mehr viel zu sehen. Das sollte man wissen, bevor man sich zu einer Reise in die sogenannte Münsterländer Parklandschaft aufmacht.
Doch es gibt sie allen Unkrenrufen zum Trotz noch: letzte, allerdings sehr überschaubare Bestände jener kleinteiligen ursprünglichen bäuerlich geprägten Landschaft, die das Münsterland einst ausgemacht hat. Die muss man allerdings lange suchen. Wenn man so einen Ort gefunden hat, sieht es dort ungefähr so aus (hier am Beispiel der Umgebung des Altenberger Tunneltals, eines landschaftlichen Relikts der Saaleeiszeit):
Echte „Parklandschaft“ eben. Aber sehr selten. Allerdings wird man auch hier von einer zumindest mittelbaren Beeinträchtigung durch die im Münsterland allgegenwärtigen Mastställe, Maismonokulturen und Windparks ausgehen müssen.
Fotos: Lutz Meyer
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