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Findling

In Gifhorn steht eine seltsame Sehenswürdigkeit. Als ich neulich einem befreundeten Hobby-Geologen erzählt habe, dass ich in die Kreisstadt in der Südheide fahren würde, war er sofort hellauf begeistert. Ich müsste mir doch unbedingt den Findling anschauen. „Den was?“, erwiderte ich. „Na, den 13 Tonnen schweren Findling aus Kalifeldspatgranit!“ Als gebürtige Gifhornerin war ich etwas verblüfft, dass diese Sehenswürdigkeit komplett an mir vorbei gegangen war. Ich fragte meine Eltern, die noch immer in dem idyllischen Fachwerkstädtchen wohnen. Nach kurzem Überlegen fiel meiner Mutter ein, worum es sich handeln könnte: „Um den großen Stein, der an der Ise liegt.“

Steinfund in drei Metern Tiefe

Wikipedia sei Dank wusste ich wenig später mehr. Anfang August 2014 war bei Erdarbeiten auf einem Grundstück in der Lüneburger Straße ein Bagger-Fahrer in drei Metern Tiefe auf einen riesigen Findling gestoßen. Da der Brocken wegen seiner Größe unter das Denkmalschutzgesetz des Landes Niedersachsen fiel, durfte er nicht einfach zertrümmert und bröckchenweise weggeräumt werden. Also entschied man, ihn mittels eines Krans und eines Tiefladers umzusiedeln. Der Findling zog rund 230 Meter weiter auf eine Wiese nahe des Flusses Ise.

Infotafel vor dem Findling
Infotafel vor dem Findling

Prominente Nachbarschaft

Dort steht der Mammut-Stein nun. Gut sichtbar von der Straße aus und in direkter Nähe zur schmucken Mühle „Lady Devorgilla“. Allerdings scheinen nicht viele Touristen, die die Mühle besuchen, auch den riesigen Stein zu bewundern. Jedenfalls sind mir noch nie neugierige Besucher in seiner Nähe aufgefallen, die eifrig Fotos geschossen und mit den Fingern die raue Oberfläche befühlt haben. Dabei ist er durchaus beeindruckend, wenn man davor steht. Immerhin ist der Migmatit vor 1,0 bis 1,9 Milliarden Jahren entstanden und kam vor etwa 200.000 Jahren zum Ende der Eiszeit als Grundmoräne mit den Gletschern von Süd-Schweden bis nach Gifhorn. Eine beeindruckende Leistung für einen Stein mit den Maßen von ursprünglich 3,3 x 2,1 x 2,1 Metern. Weil beim Transport ein Stück abgebrochen ist, steht nun ein leicht geschrumpftes Exemplar auf der Wiese. Ich bin jedenfalls froh über den Hinweis meines Bekannten. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich jahrelang an dem Findling vorbei gefahren – ohne ihn auch nur näher zu beachten. Jetzt aber habe ich mit meinen Kindern schon die zweite Fahrradtour dorthin unternommen. Meine beiden Steinsammler bezeichnen den Findling als cool und finden es toll, dass sie endlich mal eine Sehenswürdigkeit anfassen und sich sogar drauf setzen dürfen.

 

Zum Weiterlesen:

Findling (Gifhorn) – Wikipedia
Stadt Gifhorn

 

Fotos: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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