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Mitten im Wald ein Grenzstein? Fernab jeglicher Staats-, Landes- , Kreis- oder Kommunalgrenze? Klar, auch Wälder gehören irgendwem. Und damit man weiß, welche Bäume wer fällen darf, setzt man einen Grenzstein – hier meins, dort deins. Ganz in der Nähe von diesem Grenzstein haben wir unseren wilden Bogenschießplatz. Bogenschießen? Darf man das? Mitten im Wald? Einfach so? Mahnt der Grenzstein nicht, dass auch dem Freizeitspaß gewisse Grenzen gesetzt sind?

Im Grundsatz erlaubt

Zumindest in Deutschland darf man. Es ist nicht ausdrücklich erlaubt, aber eben auch nicht ausdrücklich verboten. Es ergibt sich einfach aus den ohnehin geltenden Regelungen. Und da gibt es zwei entscheidende Grundregeln. Die erste besagt, dass Pfeil und Bogen nicht unter das Waffengesetz fallen. Es sind Freizeit- und Sportgeräte wie ein Ball, ein Kanu oder ein Fahrrad. Die zweite Grundregel besagt, dass Wälder in Deutschland auch dem Zweck der Erholung dienen, ganz gleich ob Staats- oder Privatforst. Natürlich kann es Einschränkungen geben, etwa aus Naturschutzgründen oder weil der Wald Teil eines Truppenübungsplatzes ist oder besondere Gefahrenquellen birgt. Darauf aber wäre explizit und für jedermann erkennbar hinzuweisen.  Ansonsten gilt: Du kannst den Wald betreten und deinem Freizeitspaß nachgehen, in diesem Fall dem Bogenschießen.

Nichts ist ohne Wenn und Aber

Kommen wir nun zu den Feinheiten. Selbstverständlich sind die auch sonst geltenden Regelungen im Wald nicht außer Kraft gesetzt. Man darf zum Beispiel niemanden verletzen oder gar töten – weder Mensch noch Tier. Doch das gilt überall und jederzeit und eben auch im Wald und auch beim Bogenschießen.  Genauso wie fremdes Eigentum zu achten und vor Beschädigungen zu schützen ist – so sollte man Bäume, die vielleicht noch eine Zukunft als edles Möbelstück vor sich haben, nicht gerade mit Pfeilen spicken.

Damit man etwaig durch den Wald streifende Jagdpächter, Forstbeamte oder sonstige möglicherweise empfindliche Zeitgenossen von seinen friedfertigen Absichten jederzeit überzeugen kann, ist also anzuraten, weder auf Tiere noch auf Bäume zu schießen, sondern ausschließlich auf mitgebrachte Ziele. Und die verwendeten Pfeile haben keine Jagdspitze, sondern eine sogenannte Feldspitze. Selbstverständlich ist auch sonst äußerste Umsicht angebracht. Man sollte ein freies, übersichtliches Schussfeld haben, selbst gut erkennbar sein und niemals quer über Wege schießen (schließlich könnte einem ein vorwitziger Mountainbiker, ein ausgebüxter Hund oder ein Runner in die Quere kommen).

Zu guter Letzt sollte man, wenn man mal einen Pfeil verschießt, ihn möglichst suchen (auch wenn er sich in die Laubdecke eingräbt und sich dem Finden beharrlich widersetzt) – nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus ökologischen Gründen, denn so schnell verrottet ein Pfeil nicht. Dann wäre eigentlich alles OK. Vielleicht eine Sache noch: Weiß man, wem das Wäldchen gehört, könnte man den Besitzer der guten Form halber nach seinem Einverständnis fragen.

Danach ist man bereit für ganz besondere Grenzerfahrungen – nämlich jene Erfahrungen, die man gerade als Beginner macht und die sich in der Einsicht zusammenfassen lassen, dass zwischen Wollen und Können oft so einiger Freiraum ist, den man am besten durch stetes Üben füllt.

Und noch ein allerletztes (ich bin schließlich kein Anwalt): Sämtliche Angaben sind ohne Gewähr.

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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