Dem Hahn wurden in alten Zeiten prophetische Kräfte zugeschrieben. Mit einem ironischen…
Türkisfarben schimmert das Wasser in der Sonne. Bäume säumen das Ufer und zwischendurch blitzt heller Kies. Der Ausblick auf den Lengericher Canyon ist schon schön. Vor allem in einer Gegend Deutschlands, die mit ihrem Parklandschafts-Charakter idyllisch ist, aber einen nur selten in Staunen versetzt. Da hebt sich die „blaue Lagune“ durchaus als ungewöhnliche Sehenswürdigkeit hervor. Wer im Internet nach ihr sucht, findet zahlreiche Empfehlungen für eine elf Kilometer lange Wanderung, die von Lengerich nach Leeden, vorbei am Canyon und wieder zurück zum Startpunkt führt. Außerdem gibt es einen Abstecher von diesem Premiumwanderweg, der sich einmal um die Sehenswürdigkeit schlängelt.
Wasser von der Farbe eines Türkises
Wir haben uns an einem Samstagmorgen im Juni für diese Strecke entschieden. Rund 4,5 Kilometer, mit Blick auf Steilhänge, wilde Orchideen, Eulen und türkisfarbenes Wasser schien uns passend. Allerdings auch zahlreichen anderen Wanderern. Nach mühsamer Suche nach einem freien Parkplatz, schritten wir – vor uns ein Trupp Wanderer, hinter uns ein Trupp Wanderer – zur Aussichtsplattform des Canyons. Dort angekommen, mussten wir ein wenig warten, bis wir diese betreten konnten. Wenn alle Besucher Corona-bedingt rund zwei Meter Abstand halten wollten, konnte nur immer eine Wandertruppe oder eine Familie den Ausblick genießen. Der war zwar nicht atemberaubend, aber die charakteristische blaugrüne Farbe eines Türkises beeindruckte uns durchaus. Vor allem, weil man sie eher in der Südsee vermutet, als im Tecklenburger Land.
Wandern im Naturschutzgebiet
Danach führte uns der Rundweg wieder vom Canyon weg und auf Asphaltstraßen an Wiesen vorbei. Rechts verrieten Verbotsschilder und rot-weißes Flatterband, dass dort Pfade zum ehemaligen Kalkabbaugebiet gehen mussten. Wir wussten zwar, dass das Gebiet rund um die „blaue Lagune“ Naturschutzgebiet ist, doch hatten wir gehofft, an einer Stelle näher ans Wasser zu kommen. Leider führte uns die offizielle Route immer weiter weg statt näher heran: Durch die Ausläufer eines Wohngebiets, an Bahnschienen vorbei, über Felder und schließlich noch an einer Bundesstraße entlang. Die Sonne brannte und die Kinder wurden langsam maulig. Nachdem wir zu guter Letzt noch eine kleine Steigung erklommen hatten, erreichten wir einen zweiten Aussichtspunkt. Von hier oben konnte man auf Lengerich herabschauen und auf den Canyon. Wieder lag er wie ein – allerdings unerreichbarer – Edelstein vor uns.
Lohnt sich die Anreise?
Da uns mittlerweile klar geworden war, dass wir den Cayon nur aus der Ferne bewundern und angesichts der steigenden Zahl von Touristen keine selten Eulen oder anderes schützenswertes Getier sehen würden, schlugen wir den kürzesten Weg zum Auto ein. Am offiziellen Parkplatz hatte sich mittlerweile eine Warteschlange gebildet, obwohl die Fahrzeuge schon Stoßstange an Stoßstange am Straßenrand parkten.
Ich beschloss, dass ich – wenn ich noch mal zum Wandern nach Lengerich kommen würde – das an einem Alltag früh morgens tun würde. Meiner Meinung nach lohnt sich eine Anreise nur für den Blick auf den Canyon nicht. Wem es allerdings mehr ums Wandern geht oder wer sich noch gleich Lengerich oder Leeden anschauen möchte, dem kann ich den Wanderweg namens „Lengericher Canyon“ durchaus empfehlen. Sofern der geplante Ausflug nicht gerade auf einen Sonntag oder Feiertag fällt.
Fotos: Nicole Hein
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