Die Frage, ob es die Götter wirklich gibt oder ober sie nur…
Wenn Steine reden könnten … (Teil 3)
… dann würden die Steine, die einst Kinder in den Heidesee geworfen haben, schnarchen. Ganz leise, um die Grillen, Rehe und Vögel nicht zu stören. Denn wo einst eine Wasserfläche von kaffeebrauner Farbe war, weht nun der Wind durch ein Meer aus Gras. Wellenartig bewegen sich die harten Halme in der Brise. Mittendrin schlängeln sich einzelne Pfade, die größere Tiere geschaffen haben. Was auf dem torfigen Boden liegt, bleibt verborgen: Planken eines alten Ruderbootes? Ein versunkenes Ruder, Flaschen oder Autoreifen? Das satte Grün überwuchert alles. Selbst dort, wo vor zwei Jahren noch Morast war, steht heute das hohe, scharfkantige Gras.
Aufgabe des Heideseelokals
Die Natur hat sich Meter für Meter das einstige Ziel sonntäglicher Touristen an der B 188 bei Gifhorn zurückerobert. Zuerst verlandeten die Ufer. Gras begann zu wachsen, dann Büsche und schließlich Bäume, vor allem Birken. Mitten auf dem Teich bildeten sich Inseln. Die damaligen Betreiber des Heideseegeländes kämpften mit einem Schwimmbagger dagegen an. Doch mit Aufgabe des Heideseelokals vor fast zehn Jahren wurde der Heidesee sich selbst überlassen.
Ein Lost Place
Nun winden sich Blindschleichen über den sandigen Boden, wo früher Besucher in feiner Kleidung und die Damen in hochhackigen Schuhen flanierten. Statt der Ruder- und Tretboote ziehen Rehe ihre Bahnen. Und anstelle von Fröschen leben Schwärme von Grashüpfern im Heidesee – oder vielmehr in der Graslandschaft, die von ihm übrig geblieben ist. Einzig die Libellen sind geblieben.
Rückkehr seltener Arten
Die örtliche Tageszeitung berichtet von Zeit zu Zeit, die Stadt Gifhorn hätte Pläne für das Heideseegelände. Doch wie mögen die mittlerweile aussehen? Ist es überhaupt sinnvoll, das entstandene Biotop wieder der Natur zu entreißen, um eine Sehenswürdigkeit für Touristen zu schaffen? Denn was früher ein See war, dann ein Feuchtgebiet, ist zu einem Rückzugsort für kleine und große Tiere geworden. Ich bin mir sicher, dass sich dort Arten angesiedelt haben, die der Tourismusbetrieb vor vielen Jahrzehnten vertrieben hat. Dadurch liegt über der Landschaft ein neuer Zauber. Einer, der von der stillen Kraft der Natur, vom leisen Wogen der Gräser und den Tieren ausgeht, die ringsum leben.
Fotos: Nicole Hein
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