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Grafitti am Heideseehotel

Wenn Steine reden könnten … (Teil 2)

… dann würden die grauen Pflastersteine auf der Seeterrasse von unzähligen Gästen erzählen. Von Frauen in luftigen, bunten Sommerkleidern, Männern mit schwarzen Schuhen und weißen Hemden und von Kindern, die fröhlich Kiesel ins kaffeebraune Moorwasser warfen. Das Restaurant-Café am Heidesee an der B 188 bei Gifhorn in der Lüneburger Heide wurde vermutlich 1938 erbaut. Besonders in den 1960er- und 1970er Jahren war ein Ausflug dorthin so beliebt, dass die Autos dicht an dicht parkten und auf der Terrasse kein freier Platz mehr war. Drinnen gab es eine lange Kuchentheke mit feinem selbstgebackenem Käsekuchen und draußen lud der Heidesee zum Bootfahren ein. Die Kinder drehten auf kleinen motorisierten Autos ihre Runden oder fuhren Ketten-Karussell so lange das Kleingeld reichte.

Heidesee: Der Glanz vergangener Zeiten

Mit den Jahren wurden die Ausflugs-Gäste weniger, die Räume seltener für Feiern gebucht. Im Jahr 2011 sorgte eine wirtschaftliche Schieflage deshalb dafür, dass das Heidesee-Lokal geschlossen wurde – und bis heute nicht wieder geöffnet hat. Die Fensterscheiben liegen in Scherben auf der Terrasse, aus den Mauern bröckelt der Putz, Kiefern schmiegen sich an die Hauswände und Efeu kriecht in jede Ritze. Der Glanz vergangener Tage ist dahin und aus dem Naherholungsgebiet ist längst ein „Lost Place“ geworden. Ein vergessener Ort, an den sich nur noch wenige Besucher verirren, meistens um mit ihren Hunden spazieren zu gehen, oder um den Vögeln zu lauschen, die sich in dem Naturschutzgebiet angesiedelt haben.

Fotos: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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