Das Bild vom einsamen Denker in seiner Studierstube hält sich hartnäckig in…

Ich liebe Strände mit viel Strandgut: Steine, rundgeschliffene Scherben, Muscheln, Tang, Angelhaken und eben auch Holz, vom Meer und nicht selten auch von Bohrmuscheln zu oft sehr fragilen und nicht selten durchlöcherten Gebilden bearbeitet. Vom Meer verwandeltes Holz weist interessante Formen auf.
Wie kommt das Holz ins Meer?
Im Meer wachsen keine Bäume, sieht man mal von den Mangrovenwäldern ab. Das meiste Schwemm- oder Meerholz stammt von Bäumen in Ufernähe, die von Sturmfluten entwurzelt und dann ins Meer gerissen werden. Dort treibt das Holz dann eine Weile und straft die Redensart Lügen, dass Wasser keine Balken habe – wehe der kleinen Motor- oder Segelyacht, die mit so einem Stamm bei voller Fahrt kollidiert.
Irgendwann treibt es das Holz wieder an Land, meist von Stürmen und im Kontakt mit Felsen schon in handliche Teile zerlegt. Ab jetzt ist es Strandgut. Bleibt es längere Zeit am Strand liegen, bearbeiten der Wind und unzählige Sandkörner das Holz so lange, bis seine Oberfläche fast samtig geworden ist.
Holz, Meer und Mensch
Nicht immer stand der Zufall Pate, wenn Holz ins Meer geriet. Mitunter geschah das auch ganz absichtsvoll in Gestalt von Booten und Schiffen, für die über Jahrtausende kein anderer Baustoff zur Verfügung stand als eben Holz. Ohne diese planvoll bewerkstelligte Symbiose von Holz und Meer wären die großen Entdeckerfahrten unterblieben.
Boote komplett aus Holz sind heute selten geworden. Schade eigentlich, wenn man an die Hochseetauglichkeit etwa der Langschiffe der Wikinger denkt. Sie waren Meisterwerke der Schiffsbaukunst. Im Unterschied zum Schwemmholz verträgt ein hölzerner Schiffsrumpf allerdings keine Löcher.
Foto: Lutz Meyer