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Fotografin: Nicole Hein

Jede Familie hat ihr schwarzes Schaf. In meiner ist es eine entfernte Tante – und es ist eher golden. Denn diese Tante um zwei Ecken versucht seit ihren Teenager-Tagen den deutschen Grundsatz zu widerlegen: Sehr reich ist man hierzulande vor allem, wenn man so reich geerbt hat, dass man seitdem von den Kapitaleinkünften leben kann, beispielsweise die Erben des Discounters Aldi, die des Autobauers BMW oder der Lidl-Erbe. Besagte Tante möchte seit jeher nichts lieber, als finanziell zu diesem gut betuchten Kreis zu gehören. Oder zumindest steinreich sein. Allerdings waren ihre Eltern, die sie bereits beerbt hat, das nicht. Auch existierten keine anderen nahen Verwandten, die Villa und Limousine per Testament an sie weitergeben konnten.

Was blieb also? Das Gold selbst zu scheffeln. Nun ist diese Tante aber kein so genialer Kopf wie etwa der SAP-Gründer Hasso Plattner, der sich als Self-Made-Milliardär hochgearbeitet hat. Also hat sie sich irgendwann in jungen Jahren überlegt, dass sie wohl oder übel jede Mark einzeln sammeln muss. Ob das nicht ein mühseliges Geschäft ist und man im Laufe der Zeit alt und grau, mürrisch und verhärmt darüber wird? Sicherlich. Aber es zahlt sich aus. Irgendwann. Die Tante wird demnächst 80 Jahre alt. Sie besitzt drei Häuser und vermutlich jede Menge Scheine unter der Matratze und einiges an Geld auf der Bank. Ihr Lebensziel, eines Tages reich zu sein, ist erreicht. (Wobei man natürlich immer reicher als reich sein kann und im Grunde nie an seinem Ziel ankommt.) Aber sie hat dafür einen hohen Preis bezahlt, denn Freude, Glück und Zufriedenheit sind auf der Strecke geblieben. War es das wert?

 

Foto: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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