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Unsere Sprache und damit auch unser Denken wird angegriffen. Ganz aktuell geschieht dies durch die Versuche ideologischer Deformierung und die Eingriffe künstlicher Intelligenz.

Angriff durch KI und Ideologen

Während die ideologische Deformierung durch Genderisierung der Sprache und sprachliche Säuberungsaktionen noch die Handschrift der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts trägt, zielen die Eingriffe der künstlichen Intelligenz darauf ab, uns das Sprechen und Schreiben als ureigenste Ausdrucksform unseres Denkens abzunehmen: Die künstliche Intelligenz ist schneller als unser Hirn und oft gründlicher. Außerdem ist sie für uns bequem: Wir lassen sprechen, schreiben, denken. Dass wir dabei unser Menschsein verlieren, wird den Wenigsten bewusst sein. Immerhin gilt der Mensch seit Aristoteles unter den Lebewesen als dadurch ausgezeichnet, dass er Sprache und Vernunft hat (zoon logon echon, animal rationale). Delegieren wir das Denken und Sprechen an die Maschine, fällt das wichtigste Unterscheidungsmerkmal weg.

Angriff durch Unterhaltung

Lange vor der künstlichen Intelligenz und dem Wirken hypermoralischer Sprachgouvernanten wurde die Sprache durch die menschliche Sehnsucht nach dem Unterhaltenwerden attackiert. Während die Unterhaltung zwischen Menschen aktives Sprechen und Denken voraussetzt, ist das Unterhaltenwerden ein rein passiver Akt. Wir wollen uns amüsieren – Gedankenlosigkeit und Sprachlosigkeit nehmen wir dafür gern in Kauf. Zum Unterhaltenwerden gehört auch, dass wir allerlei Albernheiten in unsere Denk- und Sprechgewohnheiten übernehmen, in der Hoffnung, für originell gehalten zu werden.

Angriff auf die Bildung

Eine vierte Angriffswelle auf die Sprache erfolgt durch den immer rasanter voranschreitenden Schwund an klassischer Bildung. Mit ihr verschwindet vor allem der Formenreichtum des Denkens und Sprechens – unser historisches Gedächtnis wird ausgelöscht. Folge ist eine rudimentäre Stammelsprache, die durchaus noch eine Form der Kommunikation darstellt wie auch die Grunzlaute von Schweinen ganz sicher eine adäquate Kommunikation unter Artgenossen sind. Aber ist Denken und Sprechen auf diesem Niveau geeignet, die Komplexität der Welt in Begriffe zu fassen und auf Grundlage dieser begrifflichen Fassungen zu verstehen, das Geschehen denkend zu durchdringen? Die Antwort können wir uns sparen.

Gegenstrategie

Was aber folgt daraus? Sollen wir uns hinter steinernen Mauern verschanzen, die Luken schließen, lokal verschwiegene Eliten des Geistes bilden, alldieweil draußen die Vernichtung des Geistes voranschreitet? Wäre es nicht nur eine Frage der Zeit, bis auch all diese Widerstandsnester ausgeräuchert werden oder schlichtweg aussterben? Es reicht also nicht, sich zu verkriechen.

Nichts gegen Mauern – sie mögen einen gewissen Schutz bieten. Vor allem aber kann man hinter ihnen im Verborgenen wirken: Wissen weitergeben, sprachliche und denkerische Kreativität bei anderen fördern, Sabotageakte gegen Ideologenwillkür und technische Dominanz schmieden und nach Guerilla-Art zur Gegenattacke übergehen. All das können wir. Und all das müssen wir auch tun, wenn wir Menschen bleiben wollen.

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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