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Hühnergott

Manchmal braucht das Leben ein bisschen Magie. Das muss keine große Zauberei sein und kein 6er im Lotto. Es reicht schon ein kleiner Gegenstand, der eine Geschichte in sich trägt. Wie ein Hühnergott. Das ist ein kleiner Feuerstein mit einem Loch. Man findet dieses Meeressteinchen vor allem an den Nord- und Ostsee-Stränden Dänemarks oder Deutschlands, insbesondere Rügen und Usedom. Die Löcher können stecknadelkopfgroß sein oder einige Zentimeter Durchmesser betragen. Sie entstehen durch winzige Kristalle, Schreibkreide oder auch fossile Einschüsse, die im Laufe der Zeit durch Verwitterung oder die Kraft des Wasser bzw. des Sandes gelöst werden. Übrig bleiben tiefe Hohlräume oder gar ein Loch oder mehrere quer durch den Stein.

Die Kraft des Hühnergottes

Früher galt der ungewöhnliche Strandfund als Glücksbringer. Im Hühnerstall aufgehängt, brachte er die Tiere dazu, mehr Eier zu legen. Außerdem schützte er das kostbare Federvieh vor dem räuberischen Fuchs. Zumindest glaubte man das. Hühner haben wir nicht. Auch um Füchse müssen wir uns keine Gedanken machen. Aber um einen verhauenen Englischtest oder eine versemmelte Deutscharbeit, die beim Endspurt auf die weiterführende Schule im Wege stehen, schon. Also hängte sich mein Grundschüler neulich kurzerhand einen an der Ostsee gefundenen Hühnergott um den Hals und zog frohen Mutes los. Ich weiß nicht, ob das schwarz-weiße Steinchen lediglich den Glauben an das eigene Wissen stärkt oder tatsächlich Magie entfaltet, jedenfalls hat es bisher zuverlässig funktioniert. Zumindest in den eher ungeliebten Fächern wie Deutsch und Englisch. Ob der Feuerstein auch Mathe kann, weiß ich nicht, da mein Grundschüler in dem Fach wunderbar ohne den steinernen Helfer unter dem Pulli zurecht kommt.

Foto: Nicole Hein

 

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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