Herrschaft und Befreiung - nach der Charakterisierung der Herrschaft nun zur Frage…
Das gegenwärtige Herrschaftssystem steht im Wesentlichen auf vier Säulen: Ablenkung, Zerstörung, Angsterzeugung und Überwachung. Der Gegenstand, der alle vier Faktoren in einem Bild erfasst, ist wahrscheinlich das Smartphone mit seinem Angebotsmix aus Unterhaltung und Information. Im Wort „Information“ klingt der eigentliche Zweck des Gerätes schon an: Es geht darum, die Menschen in eine einheitliche Formation zu zwingen und als solche lenkbar zu machen. Schauen wir uns kurz den Zusammenhang von Herrschaft und Befreiung an.
Ablenkung
Wird der Geist pausenlos mit Nichtigkeiten konfrontiert, verliert er die Fähigkeit zur Konzentration. Mit der Konzentration geht die Orientierung verloren. Er gleicht einem Schiff ohne Kompass und Steuerruder. Die Ablenkung findet heute vor allem statt im pausenlosen Gebrauch digitaler Medien. Auch die älteren Medien wie TV, Rundfunk oder illustrierte Zeitschriften dienten der Ablenkung, doch waren sie im Vergleich nicht so allgegenwärtig wie digitale Medien. Menschen, die ohne Unterlass vor allem zu Zwecken der Unterhaltung am Smartphone hängen wie der Junkie an der Nadel, sind in der Regel ungebildeter und beschränkter als diejenigen, in deren Alltag das Gerät eine weniger dominante Rolle spielt.
Zerstörung
Wird gleichzeitig zum steigenden Angebot an Ablenkung die gewohnte Lebenswelt zerstört, gehen auch die letzten Reste an Halt und Sicherheit verloren, die für ein selbstbestimmtes Leben erforderlich sind. Deshalb ist dem System so daran gelegen, Bildung, Sprache, gewachsene Beziehungen, Familie und die natürliche Umgebung zu demontieren. Um die eigentliche Absicht zu verschleiern, werden wohlklingende Gründe wie Modernisierung, Gerechtigkeit oder Klimaschutz vorgeschoben. Doch man muss nur ein klein wenig genauer hinschauen, um zu erkennen, dass es nur um Zerstörung geht.
Angsterzeugung
Ist der Geist permanent mit Unwichtigem befasst und geht gleichzeitig jede Sicherheit in der natürlichen Lebenswelt verloren, übernimmt die Angst. Angst vor Klimawandel, Krankheiten, Krieg und sozialem Abstieg schaffen die Voraussetzung dafür, sich derjenigen Herrschaft zu unterwerfen, die Schutz vor alledem verspricht. Auch dieser Aspekt wird über Geräte wie das Smartphone verbreitet. Katastrophenalarm-Apps oder wie zu Corona-Zeitungen Apps, die über Begegnung mit möglicherweise Infizierten informieren, unterstreichen den Charakter des Mediums als Instrument der Paniksteuerung.
Überwachung
Damit niemand dem System entwischt, wird ein dichtes Netz der digitalen Überwachung gestrickt. Auch hier ist das Smartphone von zentraler Bedeutung. Es zeichnet u.a. Bewegungsprofile, Kontakte, Gespräche und Bilder auf – Daten, die von interessierter Seite gesammelt, ausgewertet und genutzt werden. Interessiert sind neben Wirtschaftsunternehmen immer auch staatliche Behörden. Dass so viele Menschen bereit sind, dieses Werkzeug zur Überwachung immer, überall und freiwillig mit sich zu führen, liegt an dessen sonstigen Funktionen, die allerlei Alltagsnutzen, Bequemlichkeit, Komfort und Spaß versprechen.
Wollte man, um der Überwachung zu entgehen, sich dieses Gerätes entledigen, wären viele Dinge im Alltag deutlich weniger leicht zu bewerkstelligen. Und immerhin lässt sich mit Mitteln der modernen Kommunikation auch Widerstand organisieren. Dass der dann wiederum überwacht wird, lässt sich zwar nicht vermeiden. Doch sobald der Widerstand eine gewisse Stärke gewinnt, ist dessen Überwachung fast schon egal.
An welche Art von Widerstand ist zu denken? Mehr hierzu im Folgebeitrag.
Foto: Lutz Meyer