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Handschriftliche Botschaften auf Zetteln

In Zeiten von WhatsApp, Signal, Telegram und Co. pflege ich meine Zettelwirtschaft. So wie ich es noch von meinen Eltern kenne, hinterlasse ich handschriftliche Botschaften auf dem Küchentisch. Mal sind sie flüchtig aufs Papier geworden, dann wieder liebevoll notiert und mit Unterschrift versehen. Wobei diese streng genommen überflüssig ist. Wer sonst außer mit sollte mit meiner Handschrift eine Notiz in unserer Küche hinterlassen?

Den Zetteln sieht man an, dass ich sie nicht für die Ewigkeit schreibe: Meistens reiße ich ein Blatt von dem Block ab, der auf der Fensterbank steht. Habe ich einen anderen Zettel zur Hand, nehme ich diesen. Die Sprache gleicht durchaus der, die ich auch in einem digitalen Messenger verwende: Sätze, die aufs Wesentliche reduziert sind. Ihr Ziel ist die Botschaft – und nicht dass sie poetisch klingen. Denn nach dem Lesen haben sie ihre Aufgabe erfüllt und wandern in den Papiermüll.

Handschriftliche Zettel gegen die Digitalisierung

Trotzdem sind die Zettel persönlicher als ihre digitalen Verwandten. Sie versprühen den Charme, dass jemand extra für einen anderen einen Brief geschrieben hat – und sei er auch noch so klein. Meine Kinder machen es mal so mal so: Manche Botschaften an mich sind digital, für andere wählen sie den althergebrachten Weg und schreiben mit Stift auf Papier. Bei ihnen beobachte ich, dass sie darin bereits deutlich ungeübter sind als ich in ihrem Alter. Sie haben eine einfache, schnörkellose Handschrift in der Schule gelernt, schreiben dort deutlich weniger als wir früher und mit Freunden werden Nachrichten sowieso wischend, tippend oder per Voice-Chat ausgetauscht. Oft starre ich minutenlang auf einen ihrer Zettel – und rätsele über den genauen Wortlaut.

Einige dieser besonders kreativen Hinterlassenschaften habe ich in einem kleinen Kästchen aufgehoben, andere heften mit einem Magneten an unserem Kühlschrank, weil sie einen besonderen Augenblick im Leben eines Kindes oder Teenagers abbilden: „Hab gestern Game-Night gemacht …“.

Ich hoffe, dass sich die Tradition der Zettelwirtschaft mit handschriftlichen Botschaften noch lange in unserer Familie fortsetzen wird – und meine Kinder sie weitergeben werden.

Foto: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.