Wer kennt es nicht? „Mama / Papa ich muss morgen [hier beliebig…
Ich mag den Journalismus. Auch wenn unverbesserliche Pessimisten schon sein langsames Dahinsiechen vorhersagen und die Zukunft in Blogs und anderen von jedermann im Internet geposteten Bildern und Texten sehen. Falls sich der Journalismus tatsächlich seinem Untergang nähert (ich glaube eher, er wandelt sich nur), dann habe ich heute eine gute Tat getan, um ihn noch ein wenig am Leben zu erhalten. Ich war in einer Grundschulklasse und habe dort (hoffentlich) Interesse und Neugierde für den Journalismus geweckt. Denn wenn jemand was bewegen kann, ist es die Generation, die jetzt Kinder sind.
Beliebt: Rätsel lösen
Die Schulkinder der vierten Klasse haben vier Wochen lang jeden Tag die Tageszeitung gelesen. Sie haben beispielsweise gelernt, was eine Anzeige ist, ein Bericht oder eine Reportage, schrieben Meldungen und lösten das Rätsel, das auf der Kinderseite abgedruckt ist. Die Aktion wurde vom örtlichen Tageszeitungsverlag gesponsert und diente (vermutlich in erster Linie) dazu, zukünftige Leser zu werben. In anderen Jahren war die Krönung der Aktion ein Besuch im Druckhaus. Leider ist das dieses Mal genauso ausgefallen wie das Vorbeischauen in der Lokalredaktion, die fünf Gehminuten von der Schule entfernt ist. Sie wissen schon, Corona und so.
Spannend: Was steht heute in der Zeitung?
Soweit so gut. Die Tageszeitung wurde pünktlich für den Präsenzunterricht in die Schule geliefert und fürs Homeschooling bekamen die jungen Leser einen Zugang für die digitale Ausgabe. Zwar gab es entgegen vorheriger Ankündigung keinen Ersatz für die ausgefallenen Besuche, doch im großen und ganzen kann man zufrieden sein. Für einige Kids ist das die erste regelmäßige Begegnung mit einer gedruckten Tageszeitung, während sich andere schon vorher prima im Sportteil zurecht gefunden haben. Auch waren – soweit ich beobachten konnte – alle mit Spaß und einer guten Portion Entdeckergeist dabei.
Praktisch: Fake-News erkennen
Was nach so viel druckergrauer Theorie fehlte, war die Praxis. Die Kinder wären keine Kinder, wenn sie nicht tausend Fragen hätten: „Wie lange braucht man für einen Artikel?“, „Schmerzen die Hände vom Tippen weniger als vom Schreiben?“, „Verdient man viel Geld in dem Beruf“ oder „Ist dein Beruf spannend?“ Die und noch viele weitere Antworten waren um acht Uhr morgens mein Job als freie Journalistin. Anschließend haben wir noch über Fake-News gesprochen und die Jungen und Mädchen sollten echte Artikel von gefälschten Meldungen unterscheiden. Was ihnen auf Anhieb gelungen ist.
Mein persönliches Fazit: Für mich war es ein ungewöhnlicher Vormittag, der mir Freude bereitet hat. Und mit ein bisschen Glück habe ich meine Leidenschaft für den Journalismus mit so viel Enthusiasmus rüber gebracht, dass ein Kind später beruflich in diese Richtung gehen wird.
Foto: Nicole Hein
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