Skip to content

Die Umsätze im Buchhandel sind seit Jahren rückläufig. Das betrifft Gedrucktes wie auch digitalen Lesestoff. Einer Studie aus dem Jahr 2018 zufolge liegt das daran, dass die Leute auch in ihrer Freizeit immer gestresster sind. Die Aufmerksamkeitsspanne soll nur noch rund 10 Minuten umfassen –gilt dieser Wert wohl immer noch oder ist er inzwischen weiter gesunken?

Keine Chance also für Bücher? Das wäre schade. Wobei Ich Bücher nicht für einen Wert an sich halte. Es kommt schon auf den Inhalt an. Natürlich gibt es nach wie vor Menschen, die gern und viel lesen. Und unter denen greifen einige immer noch lieber zum richtigen Buch als zum E-Book. Warum eigentlich? Hört man sich unter Papierlesern um, werden unterschiedliche Gründe genannt. Die erste Gruppe von Gründen könnte man als ästhetische bezeichnen:

  • Handwerklich gut gemachte Bücher vermitteln auch eine sinnliche Qualität: der Einband, das Papier, die schöne Gestaltung, selbst der Geruch machen Freude.
  • Räume, in denen viele Bücher sind, verbreiten eine besondere Atmosphäre von Behaglichkeit und Gemütlichkeit. Sie vermitteln den Eindruck, dass hier ein Mensch wohnt, der sich nicht von der allgemeinen Hektik anstecken lässt.
  • Gerade alte Bücher erschließen eine historische Tiefendimension, die kein elektronisches Medium erreichen kann – das wird sofort greifbar, wenn man beispielsweise ein rund dreihundert Jahre altes Buch in die Hand nimmt.
  • Gedruckte Bücher fördern die Konzentration, digitale Medien verleiten eher zu oberflächlichem Lesen.

Daneben gibt es Gründe für gedruckte Bücher, die etwas mit der speziellen Situation im besten Deutschland aller Zeiten zu tun haben:

  • Gedrucktes ist – einmal in meiner Hand – nicht mehr online veränderbar oder zensierbar. Gewiss: man kann Bücher verbrennen (man muss dabei nicht an Nazis jeglicher Couleur denken – die Lektüre des Buches Fahrenheit 451 von Ray Bradbury reicht vollkommen). Doch auch Dateien kann man zerstören: Man verbrennt sie nicht, man löscht sie.
  • Selbst explodierende Strompreise oder ein Blackout hindern mich nicht am Lesen.
  • Wenn ich meine Bücher nicht gerade beim Monopolisten und Datenkraken bestelle, sind etwaig interessierte Dritte nicht automatisch über meine Lektüre informiert.
  • Ich kann Bücher unter der Hand weitergeben (subversive Inhalte also unbeobachtet unters Volk bringen).
  • Viele Inhalte sind online einfach nicht oder nur sehr erschwert abrufbar – und die Suche nach ihnen hinterlässt Spuren.

Auch wenn es auf manche Zeitgenossen einen antiquierten Eindruck macht: Ich persönlich bleibe beim gedruckten Buch und nehme auch die Last des Entstaubens und gelegentlichen Aussortierens (letzteres aus Platzgründen) auf mich.

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar