Dem Hahn wurden in alten Zeiten prophetische Kräfte zugeschrieben. Mit einem ironischen…
Mauern, steinige Wege und Beton-Geländer: Der urbane Großstadtdschungel ist mehr grau als grün. Und genau das reizt den Parkourläufer. Denn er entdeckt dort Sportgeräte, wo andere nur städtische Bebauung sehen. Auch immer mehr Kinder reizt Parkour, vermutlich weil diese Sportart für den Beobachter so außergewöhnlich ist. Da läuft jemand durch die Straßenschluchten einer Stadt, turnt über Geländer, nimmt Hindernisse wie im Flug, springt über Treppen und Dächer. Zwischendurch wird sich gedreht und abgerollt – mal vorwärts, mal rückwärts. Eine guten Parkourläufer zu beobachten macht Spaß, aber raubt dem Zuschauer auch vor Spannung den Atem.
Verschieben der eigenen Grenzen
Und für den Traceur (franz.: der, der eine Linie zieht) selber? Die meisten sehen in Parkour eine Kunst, die durch Körper und Umwelt gesetzten Grenzen zu erkennen und zu überwinden – und das ohne Wettkampfgedanken. Denn es geht einzig darum, sehr effizient von einem Punkt A zu einem entfernten Punkt B zu gelangen. Der Ansporn für Trainingsfortschritte ist die eigene Leistung an den Hindernissen und das wiederkehrende Erreichen und Verschieben der eigenen Grenzen.
Spektakuläre Flugeinlagen und Sprünge
Entstanden ist Parkour in den späten 1980er Jahren in Frankreich. Populär wurde die Sportart jedoch erst richtig in den 1990er und 2000er Jahren durch Spielfilme, Werbeclips und Videospiele in denen Parkour-Szenen verarbeitet wurden, z. B. In dem US-amerikanischen Film „Der Kaufhaus Cop“ sowie durch von Akteuren selbst ins Internet eingestellte Videos. Auch wenn viele Sprünge und Flugeinlagen ziemlich spektakulär aussehen, sucht ein Traceur beim Ausüben seiner Sportart nicht die Gefahr. Zur Philosophie von Parkour gehört es, die Gefahren beim Überwinden von Hindernissen abzuschätzen und gegebenenfalls einen anderen Weg zu wählen oder eine andere Methode um über dieses Hindernis zu kommen. Neben seiner eigenen Sicherheit ist einem Traceur der respektvolle Umfang mit seinen Mitmenschen und seiner Umgebung wichtig. Immerhin sind Wände, Zäune, Dächer, Geländer etc. sein persönliches Fitnesscenter. Deshalb ist es umso wichtiger, nichts zu beschädigen.
Parkour als Leidenschaft
Da viele Bewegungen beim Parkour komplex und potentiell gefährlich sind, sollten Einsteiger erste Erfahrungen unter Anleitung machen. Oft gibt es Trainingsmöglichkeiten in Turnhallen in einer Gruppe, so dass Neulinge zunächst auf weiche Matten statt auf harten Betonboden springen. Auch wird in den Kursen beispielsweise gelernt, wie man sich abrollen muss, um nach einem Sprung das Verletzungsrisiko zu verringern. Trotzdem bleibt Parkour eine sehr anspruchsvolle Sportart, die Körper und Geist extrem fordert. Die einzelnen Trainingseinheiten sind hart und fördern Kraft, Technik und Ausdauer gleichermaßen. Für manchen Traceur geht der Sport darum über ein reines Hobby heraus. Er drückt sich im ganzen Lebensstil aus und wird zu einer Leidenschaft.
Fotos: Nicole Hein
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