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Weihnachten in der Schule

Oh, du friedliche Weihnachtszeit. Glück und Seligkeit hängt in der Luft – und alle sind nett und lieb zueinander. Oder so ähnlich. Jedenfalls schwingen landauf, landab diese besinnlichen Gedanken durch die Schulen. Manche Lehrkräfte setzten gemütliche Backen- und Bastel-Vormittage an, andere lesen eine Weihnachtsgeschichte mit den Kindern oder wichteln mit ihnen. So auch in der Klasse meines Sohnes. Allerdings war der an dem Tag, als die Modalitäten des Wichtelns erklärt wurden, nicht in der Schule. Was liegt näher, als sich die fehlenden Infos über die Klassen-WhatsApp-Gruppe zu holen? Gedacht, getan und eine wohlformulierte Frage nach dem Preis und dem Datum der Geschenkübergabe eingestellt. Ich habe meinem 5. Klässler dabei über die Schulter geschaut, weil ich diesem Chat sowieso misstraue. Die Kinder werfen sich gegenseitig aus der Gruppe, sie wird mit Satzbausteinen zugespamt, Kettenbriefe drehen ihre Runden und fragwürdige Fotos werden eingestellt. Ein paar Minuten später machte das Smartphone „ping“ und eine Sprachnachricht erschien: „Oh Junge, du bist doch wirklich dumm. Du sollst nur dieses Geschenk kaufen, bis, also bis die Lehrerin sagt: ‚Okay, diese Woche muss es da sein‘. Du Dummkopf.“

Anscheinend ist der Geist der Weihnacht – oder nennen wir es schlicht und ergreifend gutes Benehmen – noch nicht bis ins das letzte Gymnasiastenherz gesickert. Da bedarf es vielleicht noch ein paar Vanillekipferl, Spekulatius und aus Frühstückstüten selbst gebastelter Sterne, um in die richtige Stimmung zu kommen. Vielleicht wären aber auch ein paar passende Worte der Eltern zum richtigen Zeitpunkt eine sinnvolle Maßnahme.

Foto: Nicole Hein

Nicole Hein ist freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Steuern, Lebensart & Wohnen.

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