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Sysiphosarbeit endet nie. Tagein, tagaus muss der schwere Stein bergauf bewegt werden. Sysiphos erreicht den Gipfel nie, der Stein rollt kurz vor dem Ziel immer wieder talwärts. Bei den alten Griechen war Sysiphos der von den Göttern bis in alle Ewigkeit gestrafte Frevler. In der Moderne bei Albert Camus ist sein Tun der Inbegriff des Absurden und Sinnlosen, Sinnbild der menschlichen Existenz schlechthin.

Weder in der einen noch in der anderen Konzeption kann Sysiphos entkommen. Bei den alten Griechen nicht, weil niemand den Göttern entrinnt. Bei Camus nicht, weil der Mensch sich selbst nicht entrinnen kann, ohne sein Menschsein aufzugeben, und letztlich im Absurden sogar seine Erfüllung, sein Glück findet: Weitermachen, weil man weitermachen muss und weil es letztlich doch schön ist.

Das bedeutet: Würde Sysiphos es mit dem Stein eines Tages doch nach ganz oben schaffen und bliebe der Stein dort auch liegen, wäre Sysiphos seines Daseinsgrundes beraubt und todunglücklich.  Der Tag, an dem Sysiphos nicht mehr zur Arbeit erscheint, ist also undenkbar.

 

Foto: Lutz Meyer

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.

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