Wer kennt es nicht? „Mama / Papa ich muss morgen [hier beliebig…
Gestern rumpelte und schepperte es in unserer Waschmaschine. Nach dem ersten Schreck, dass sie kaputt sein könnte, trat Gleichmut ein: „Ach, das sind nur wieder Steine, die in der Trommel klappern!“ Was in anderen Haushalten eine Seltenheit ist, passiert bei uns mit zuverlässiger Regelmäßigkeit. Denn so viele Steine wie in den Hosentaschen meiner Jungs lauern, kann ich gar nicht vor dem Waschen heraus sammeln. Manchmal argwöhne ich, dass sie die großen und kleinen, grauen und braunen Steine extra tief in Stoff fummeln, um sie vor den mütterlichen Fingern zu verstecken. Schließlich gehe ich nicht besonders freundlich mit den Fundstücken um: Wenn ich gute Laune habe, werfe ich sie in unsere Steinsammelstelle auf der Terrasse, bin ich aber in Eile, landen sie im Müll.
Einmalige Schätze
Bloß erwischen lassen darf ich mich dabei nicht. Jedes Steinchen ist ein Unikat und äußerst wertvoll. Zumindest sehen das meine Jungs so. Für mich sind es … Steine.
Übrigens ist die Freude an den Steinen beim Aufsammeln am Größten. Dann wird das Fundstück sorgfältig begutachtet, befühlt und voller Ehrfurcht in die Tasche gesteckt. Dort teilt sich das kostbare Steinchen meist seinen Platz mit mindestens drei weiteren, einzigartigen Exemplaren, einer Schraube, einem Stöckchen und einem Knopf. Dieser illustren Gesellschaft ergeht es schließlich genauso wie der zuvor und der davor: Sie wird vergessen. Bis schließlich der Tag des Waschens gekommen ist und ich mir größte Mühe gebe, sämtliche Schätze ans Tageslicht zu zerren. Warum die Steine mit dem Verstauen vergessen werden, gehört für mich zu den ungelösten Rätseln auf Erden. Genauso wie die Frage, wie es immer wieder Steine schaffen, sich so in den Taschen von Kinderhosen- und jacken zu verkeilen, dass sie der mütterlichen Ausräumaktion entgehen – um schließlich polternd in der Waschmaschinentrommel ihre Runden zu drehen.
Foto: Nicole Hein
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare