Die Haselnuss zählt zu den ersten Gehölzen, die Norddeutschland nach der Eiszeit…
Vor einiger Zeit hatte ich hier schon einmal den rechten der beiden Steine vorgestellt, der wie ein versteinerter Ku-Klux-Klan-Anhänger aussieht. Das ist aber kein versteinertes Lebewesen, sondern ein Naturspiel. Ebenso der links abgebildete Stein, der an einen versteinerten Fischkopf erinnert. Ich hatte seinerzeit mein eigenes Unbehagen als Kind beschrieben, doch dabei die menschheitsgeschichtliche Dimension übersehen.
In seinem neuen Buch “Diesseits von Eden – Über den Ursprung der Religion” (Berlin 2020) erinnert der Ethnologe und Kulturwissenschaftler Hans Peter Duerr an den Fund eines Kiesels mit zwei drohend starrenden Augen in der südafrikanischen Makapansgat-Höhle. Angehörige einer Australopithecus-africanus-Gruppe hatten diesen Kiesel vor rund 3 Millionen Jahren gefunden und in ihre Wohnhöhle gebracht.
Wahrscheinlich, so schreibt Hans Peter Duerr, “waren die oder der Finder damals derart fasziniert von dem ungewöhnlichen Objekt, wobei sie vielleicht eine Art Angstlust empfanden, daß sie es zu ihrer Lagerstätte mitnahmen, wo es von den übrigen Australopithecinen bestaunt wurde.” Er fährt fort: “Wenn Menschen, aber auch andere Wirbeltiere das Gefühl haben, angeschaut zu werden, schlägt ihr Herz schneller, und die Intensität der elektrischen Aktivtität im Stammhirn nimmt zu. Doch auch das Anschauen von Gesichtern aktiviert die Amygdala.”
Das Besondere dieses Kiesels – wie auch der beiden oben abgebildeten Steine, die ich als Kind am Ostseestrand fand – ist, dass das Starren von einem Objekt ausgeht, welches so etwas ansonsten nicht zu tun pflegt. Steine starren nicht, diese schon.
In diesem Außergewöhnlichen, diesem Rätselhaften, könnte einer der uralten und ersten Keime für jenes Empfinden liegen, das wir später dann als Religion bezeichnen. Auch besondere Landschaftsformen – speziell geformte Berge, Hügel, Schluchten, Gewässer von ungewöhnlicher Färbung, Bäume von absonderlicher Gestalt oder Größe usw. – lassen bei manchen Menschen auch heute noch das Gefühl einer Präsenz entstehen, die nicht menschlich oder gar übermenschlich ist. Solche Orte werden – wie die starrenden Steine – oft als unheimlich empfunden.
Foto: Lutz Meyer
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