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Sprache und Luft

Sprache und Luft? Wie könnte da der elementare Zusammenhang sein? Geht es um eine leichte, luftige Sprache? Luft ist das Element, das trägt und weiterträgt. Geht es also um Mitteilung? Luft ist vor allem das unsichtbare Element.

Das unsichtbare Element

Etwas aus der Luft greifen heißt: Es aus dem Nichts greifen. Das Nichts enthält auch nichts, folglich ist das aus der Luft Gegriffene auch nur ein Nichts. Die Luft nimmt man nur wahr durch das, was durch sie bewegt wird, wenn sie selbst in Bewegung gerät (das kann sie, denn obwohl unsichtbar, ist sie eben doch nicht nichts) – im Sturm zum Beispiel. Wir sehen, wie die Wipfel von Bäumen in Bewegung geraten, wie Wolken über den Himmel jagen, wie sich Wogen auftürmen. Das bewegende Element ist unsichtbar, das von ihm Bewegte zeigt sich in oft dramatischer Konkretion. Auch in der Sprache schwingt einiges an Unsichtbarem mit. Der Beweggrund unseres Schreibens und Sprechens zum Beispiel – oder das trotz der Worte ungesagt Gebliebene oder all die mitgedachten, aber nicht explizit geäußerten Voraussetzungen.

Sprache und die Luft zum Atmen

Sprache ist selbst außerdem das Element der Freiheit. Wird einem die Freiheit genommen, ist es, als ob einem die Luft zum Atmen abgeschnürt wird. Mit der Luft, die man nicht mehr hat, entfällt auch das Sprechen. Denn Sprechen braucht Luft.  Das freie Wort schafft dem Atmen und auch dem Handeln sofort wieder Raum. Es kann, wenn es sich ins Politische wendet, Systeme stürzen, ganz so wie der Sturm Bäume entwurzelt.

Wasser, Feuer, Erde, Luft: Damit ist die kleine Serie über Sprache und Elemente abgeschlossen. Es geht nicht darum, das Thema erschöpfend zu behandeln. Es sind kleine Denkanregungen, die uns wiederum dazu verhelfen mögen, Sprache als Quellgrund geistigen Lebens wiederzuentdecken.

Foto: Lutz Meyer

 

 

 

Lutz Meyer ist Texter und Autor. Schwerpunktthemen sind Gesundheit, Bauen und Philosophie.